Nach Enthüllungen über eine Zweckentfremdung von Regierungsgeldern ist der Chef der italienischen Anti-Diskriminierungsbehörde Unar zurückgetreten. Francesco Spano sei am Montagabend "aus Respekt" vor der Arbeit seiner Behörde zurückgetreten, teilte die Regierung mit.
Zuvor war publik geworden, dass Gelder, die für den Kampf gegen sexuelle Diskriminierung vorgesehen waren, Schwulenklubs mit dem Angebot der Prostitution zugutekamen. Die Zeitung "Corriere della Sera" berichtete, für die Nationale Vereinigung gegen sexuelle Diskriminierung (Anddos) seien 55.000 Euro vorgesehen gewesen.
Anddos betreibt landesweit Hunderte Schwulenklubs. In einem Beitrag der Fernsehshow "Le Iene" (Die Hyänen) vom Sonntag waren Bilder von Männern in einem sogenannten Dark Room zu sehen, der für sexuelle Kontakte mit Fremden vorgesehen ist. Einem Undercover-Reporter wurden außerdem in drei Anddos-Klubs sexuelle Dienste gegen Bezahlung angeboten.
In einem Interview der Dienstagsausgabe von "La Repubblica" sagte Spano, sein Rücktritt sei "kein Schuldeingeständnis". Dafür, dass er von einem der Klubs als Mitglied geführt wurde, hatte Spano keine Erklärung. Die Vereinigung sei dazu bestimmt, Opfern homophober Gewalt zu Hilfe zu kommen, sagte er dem "Corriere della Sera".
Die Vorsitzende der rechtsextremen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens), Giorgia Meloni, forderte die sofortige Schließung der Anti-Diskriminierungsbehörde Unar. Deren Mitarbeiter dürften "keinen einzigen Euro mehr aus Steuergeldern" erhalten.
Dagegen erklärte die konservativ ausgerichtete Schwulenorganisation GayLib, Unar habe sich Verdienste im Kampf gegen Homophobie erworben und sollte nicht dichtgemacht werden. Die Regierung solle aber prüfen, an wen jeweils Geld geflossen sei, und notfalls dafür sorgen, dass es zurückgezahlt werde. GayLibs Nationalsekretär Daniele Priori fügte hinzu, der Ruf der italienischen Schwulenbewegung stehe auf dem Spiel.