Zu Beginn der neuen Offensive auf die irakische IS-Hochburg Mossul sitzen nach Angaben von Save The Children noch etwa 350.000 Kinder im Westteil der Stadt fest. Die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in London forderte die irakischen Streitkräfte und ihre Verbündeten am Sonntag auf, Fluchtkorridore für Zivilisten einzurichten und "alles dafür zu tun, um Kinder und Familien zu schützen".
Die irakischen Streitkräfte haben am Sonntag eine Offensive auf den Westen der IS-Hochburg Mossul gestartet. Zwei Dörfer seien während des Vormarsches von Süden auf die nordirakische Millionenstadt eingenommen worden, teilte die Armee mit. Ministerpräsident Haider al-Abadi versicherte, dass bei der Offensive "die Menschenrechte respektiert" werden.
Abadi hatte die Offensive zuvor in einer Fernsehansprache angekündigt. "Unsere Truppen beginnen mit der Befreiung der Bürger vom Terror des IS", sagte er. Die irakische Armee hatte den Ostteil Mossuls vor knapp einem Monat mit Hilfe der internationalen Anti-IS-Koalition und kurdischer Peshmerga-Kämpfer unter ihre Kontrolle gebracht. Nun soll auch der westlich des Flusses Tigris liegende Stadtteil erobert werden. Dieser ist dichter besiedelt als der östliche Teil. Experten erwarten einen blutigen "Häuserkampf" gegen die Kräfte des "Islamischen Staates" (IS).
Heftig umkämpfte Stadt
Der Fluss Tigris trennt Mossul in einen östlichen und einen westlichen Teil. Nachdem sie Mitte Oktober eine Militäroffensive gestartet hatten, hatten die irakische Armee und ihre Verbündeten den Ost-Teil im Jänner weitgehend wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Der westliche Teil von Mossul ist kleiner, aber dichter besiedelt und weiter unter der Kontrolle des IS.
Die IS-Jihadisten hatten 2014 weite Teile des Irak erobert. Im Juni 2014, kurz nach der Eroberung von Mossul, hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort in einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und Syriens ausgerufen. Mittlerweile ist Mossul die letzte große Stadt im Irak, die noch teilweise vom IS gehalten wird.
Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, Lise Grande, hatte sich im Jänner besorgt über das Schicksal von Zivilisten in West-Mossul nach dem Beginn einer Militäroffensive geäußert. Zum Schutz der hunderttausenden Zivilisten dort müsse "alles getan" werden, forderte sie.