Die britische Regierung hat angekündigt, ein Programm zur Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zu stoppen. Statt wie geplant 3.000 werde das Land nur etwa 350 Kinder und Jugendliche aufnehmen, die in Europa gestrandet sind, teilte Justizministerin Amber Rudd am Donnerstag mit.
Grund sei die Sorge, das Programm könne Eltern ermutigen, ihre Kinder auf eine gefährliche Reise nach Europa zu schicken. Rudd berief sich auf französische Behörden, die angeblich ein Ende des Programms fordern.
"Es wirkt als Anreiz. Es ermutigt Menschenschmuggler", sagte Rudd während einer Fragestunde im Parlament am Donnerstag. Außerdem hätte eine Umfrage unter Ortsbehörden ergeben, dass Großbritannien aus Kapazitätsgründen nicht mehr als 350 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen könne.
Die Ankündigung stieß bei der Opposition und zivilgesellschaftlichen Gruppen auf große Empörung. Die Labour-Abgeordnete Diane Abbott warf der Regierung vor, Tausende Kinder im Stich zu lassen, die mit Krankheiten, Menschenhandel und Elend konfrontiert seien. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zeigte sich "traurig und schockiert" über die Entscheidung.
Die Regierung unter dem damaligen Premierminister David Cameron hatte im vergangenen Jahr beschlossen, 3.000 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, die in Europa gestrandet waren, nach Großbritannien zu holen. Bisher sind nach Regierungsangaben 200 Flüchtlinge untergebracht worden, weitere 150 sollen folgen. Dann soll Schluss sein.