SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bezweifelt, dass sein Parteifreund Sigmar Gabriel nach der Bundestagswahl deutscher Außenminister bleiben kann. "Ich glaube, dass ich Sigmar in diesem Punkt enttäuschen muss", sagte der designierte SPD-Chef dem "Spiegel".

Er selbst strebe das Amt des Bundeskanzlers an, "und weil ich nicht davon ausgehe, dass wir die absolute Mehrheit gewinnen, wird möglicherweise ein Koalitionspartner den Posten des Außenministers beanspruchen." Die realistischste Chance für Schulz, ins Kanzleramt einzuziehen, wäre aktuellen Umfragen zufolge eine Koalition mit Grünen und Linken. Dafür fehlt derzeit aber eine Mehrheit.

Besteuerung von großen Vermögen

Schulz bekräftigte seine Absicht, Deutschland gerechter zu machen, prekäre Beschäftigung zurückzudrängen und Reiche stärker zur Kasse zu bitten. "Ganz sicher müssen wir bei der Besteuerung von großen Vermögen nachlegen", sagte er dem "Spiegel". "Die Menschen, die mit harter Arbeit ihr Geld verdienen, dürfen nicht schlechter gestellt sein als die, die nur ihr Geld für sich arbeiten lassen."

Die Nachfolge von Gabriel als SPD-Chef soll der bisherige Europa-Politiker und langjährige Präsident des EU-Parlaments auf einem Parteitag Mitte März antreten. Ihr Wahlprogramm mit konkreten Maßnahmen will die SPD im Mai beschließen. Durch die Kanzlerkandidatur von Schulz sind die Sozialdemokraten seit Tagen im Aufwind: Neben zahlreichen Neueintritten verbucht die Partei auch deutlich steigende Umfragewerte für sich.