Gelungener Coup, der mit etwas Glück spektakuläre Bilder liefert? Oder Fortsetzung der obskuren blauen Außenpolitik, die kürzlich am Roten Platz in Moskau Station gemacht hatte? Norbert Hofer und und Heinz-Christian Strache fliegen nach Informationen der Kleinen Zeitung zur Inauguration von US-Präsident Donald Trump nach Washington. Am Mittwoch soll das Duo mit FPÖ-Mandatar Andreas Karlsböck die Maschine besteigen. Das blaue Trio weilt auf Einladung des republikanischen Abgeordneten und Trump-Fans Steve King in Washington. King hatte Hofer im Herbst in Wien besucht.


In der Präsidentschaftskanzlei sowie im Parlamentspräsidum wird beteuert, dass Hofer weder in seiner aktuellen Rolle als „Drittel-Staatsoberhaupt“(gemeinsam mit Doris Bures, Karlheinz Kopf) noch als Repräsentant des Nationalrats in den USA weilt. Das offizielle Österreich ist bei der Amtseinführung durch Botschafter Wolfgang Waldner vertreten. Es entspricht dem ausdrücklichen Wunsch des US-Außenministeriums, dass das Ausland durch die in Washington akkreditierten Botschafter bei der Zeremonie repräsentiert wird – und nicht durch Präsidenten, Regierungschefs, Außenminister. Die Inauguration versteht sich als inneramerikanischer Akt, mit Ausländern als Zaungästen.


Wo und in welchem Rahmen Hofer und Strache der Inauguration beiwohnen, ob sie auf der riesigen Ehrentribüne auf der Westseite des Capitols Platz nehmen oder nur vor dem Fernseher im Hotelzimmer den Festakt verfolgen, ist unklar. An sich sind Senat und Repräsentantenhaus die Herrn der Zeremonie. Jeder Abgeordnete verfügt über ein Ticketkontingent. Will ein US-Staatsbürger dabei sein, wird ihm geraten, sich an seinen Abgeordneten zu wenden. Möglicherweise hat King Hofer und Strache prestigeträchtige Tickets verschafft. In FPÖ-Kreisen heißt es, man werde in Washington eine Reihe von Gesprächen führen. Möglicherweise nimmt das Trio nur an einem der illustren Inaugurationsbälle teil. Ein Treffen mit Trump ist unwahrscheinlich, ein Selfie wäre ein Coup.


Ursprünglich sollte die Visite als Parlamentsreise über die Bühne gehen, heißt es in Nationalratskreisen. Organisation und Kosten wären dann vom Hohen Haus übernommen worden. Nun ist der Trip als Fraktionsreise ausgewiesen, die Kosten übernimmt die Partei. Die Botschaft ist von der Parlamentsdirektion informiert worden, dass Hofer vier Tage in Washington weilt.