Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam hat einem Bericht zufolge einer Brieffreundin anvertraut, dass er sich nicht für seine Taten schäme. Wie die französische Zeitung "Liberation" am Freitag berichtete, schrieb der 27-Jährige in einem Brief an eine ungenannte Empfängerin, dass er "keine Angst" habe, etwas über sich selbst preiszugeben, "weil ich mich nicht für das schäme, was ich bin".
Abdeslam gilt als der einzige überlebende Attentäter der Anschläge vom 13. November 2015 und soll bei der Anschlagsserie mit 130 Toten eine zentrale Rolle gespielt haben. Er sitzt seit April in Frankreich in Haft. Er weigert sich bisher, Fragen der Richter zu beantworten und wollte auch nicht mit seinen Anwälten kooperieren. Wegen der Weigerung hatten seine beiden Verteidiger im Oktober ihr Mandat niedergelegt.
Spricht erstmals über den Terror
In dem undatierten Brief, der dem Bericht zufolge im Oktober den Ermittlungsakten hinzugefügt wurde, mache Abdeslam nun zum ersten Mal einen "gesprächigen" Eindruck, schrieb "Liberation". Dem Bericht zufolge hat Abdeslam im Gefängnis schon von zahlreichen Briefschreibern Post bekommen. Er antwortete demnach aber nur dieser einen Frau.
Abdeslam schrieb der Briefschreiberin demnach, dass er sich beim Lesen ihrer Briefe für kurze Zeit wie in "der Welt da draußen" gefühlt habe. Er fragte die Frau jedoch nach ihren Absichten: Wenn sie ihn liebe wie einen "Star oder ein Idol", könne er das nicht gutheißen, "denn der Einzige, der es verdient verehrt zu werden, ist Allah".
Gegen Abdeslam wird unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes ermittelt. Seine genaue Rolle bei den Anschlägen ist unklar. Offenbar fuhr er am Anschlagsabend aber drei Attentäter zum Stade de France. Er brachte zuvor Islamisten nach Europa und mietete Autos und Verstecke. Womöglich wollte sich der in Belgien geborene Franzose ursprünglich ebenfalls am 13. November 2015 in die Luft sprengen: Eine später südlich von Paris gefundene Sprengstoffweste wird ihm zugeordnet.