Frankreichs früherer Premier François Fillon wird als Kandidat der Konservativen bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2017 antreten. Der 62-jährige erzielte am Sonntag bei der Vorwahl einen haushohen Sieg über seinen Kontrahenten Alain Juppé. Bei der Präsidentschaftswahl dürfte Fillon sich ein Duell mit der rechtspopulistischen Front National-Chefin Marine Le Pen liefern.
In der Stichwahl am Sonntag errang der wirtschaftsliberale und gesellschaftspolitisch konservative Fillon nach Auszählung von 9.915 der insgesamt 10.229 Wahllokale 66,5 Prozent. Er bekam damit etwa doppelt so viele Stimmen wie sein Rivale Juppé mit 33,5 Prozent, ebenfalls ein früherer Regierungschef und seit zehn Jahren Bürgermeister von Bordeaux.
"Überzeugungen" und "Werte"
Er habe seinen Sieg auf "Überzeugungen" und "Werte" gebaut, sagte Fillon am Sonntagabend vor jubelnden Anhängern in Paris. Die Wähler des konservativ-bürgerlichen Lagers hätten in ihm die Werte gesehen, denen sie sich verbunden fühlten.
Im Frühjahr 2017 müssten die Franzosen den Sozialisten Hollande abwählen und dessen "erbärmlicher" Präsidentschaft ein Ende setzten, sagte Fillon. Frankreich brauche einen Neustart wie seit 30 Jahren nicht mehr. "Frankreich erträgt es nicht, abgehängt zu werden, Frankreich will die Wahrheit und Frankreich will Taten."
Zugleich rief der 62-Jährige das konservativ-bürgerliche Lager mit Blick auf die Präsidentschaftswahl zu Geschlossenheit auf. "Ich werde alle brauchen", sagte er und nannte neben Juppé auch Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, der in der ersten Runde der Vorwahl ausgeschieden war.
Juppé räumte Niederlage ein
Juppé, der im Wahlkampf sowohl wirtschafts- als auch gesellschaftspolitisch wesentlich gemäßigtere Positionen vertreten hatte, räumte noch am Abend seine Niederlage ein und gratulierte seinem Kontrahenten zu dessen "klaren Sieg". Zugleich sprach er seinem Rivalen seine Unterstützung für die Präsidentschaftswahl aus. Auch Sarkozy gratulierte Fillon und wünschte ihm "viel Glück für den politischen Kampf, der auf ihn wartet". Jetzt müssten sich die Konservativen zusammenschließen, um 2017 einen politischen Wechsel herbeizuführen.
Fillon hatte bereits die erste Wahlrunde um die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen vor einer Woche klar gewonnen. Er ging als haushoher Favorit in die Stichwahl gegen den fast zehn Jahre älteren Juppé.
Der Abgeordnete hat den Franzosen für den Fall seiner Wahl zum Präsidenten "radikale" Reformen in Aussicht gestellt. Er will die Staatsausgaben binnen fünf Jahren um 100 Milliarden Euro senken, rund 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen und das Pensionseintrittsalter von 62 auf 65 Jahre anheben. Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit will er außerdem Steuern und Abgaben für Unternehmen senken und die 35-Stunden-Woche abschaffen. In der Außenpolitik setzt er auf eine Annäherung zu Russland. Gesellschaftspolitisch hat er sich etwa für ein Adoptionsverbot für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen.
Als Kandidat der Konservativen hat Fillon beste Chancen, im Mai 2017 den Elysée-Palast zu erobern. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Harris Interactive vom Sonntag könnte er im Fall einer Stichwahl gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen auf 67 Prozent der Stimmen hoffen. Die Parteivorsitzende erklärte am Sonntagabend, Fillon sei für sie ein "guter Kandidat".
Zunächst aber richten sich jetzt alle Blicke auf Präsident François Hollande: Der unpopuläre Amtsinhaber will in den kommenden Tagen bekanntgeben, ob er für eine Wiederwahl kandidiert. Umfragen zufolge wäre er nahezu chancenlos.
Deswegen wächst bei den Sozialisten der Druck auf Hollande, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten. Am Sonntag schloss Premierminister Manuel Valls in einem Interview nicht aus, bei der Vorwahl der Sozialisten im Jänner gegen den Staatschef anzutreten. Das wäre ein schwerer Affront gegen den Präsidenten. Bereits vor zwei Wochen hat Hollandes früherer Wirtschaftsminister, der parteilose Jungstar Emmanuel Macron seine Kandidatur bekannt gegeben.