"So viel Zeit und Geld wird darauf verwendet - gleiches Ergebnis! Traurig", schrieb Trump auf Twitter.
Die Grünen-Präsidentschaftskandidatin Jill Stein hatte eine Neuauszählung der Stimmen in Wisconsin beantragt. Die dortige Wahlkommission leitete bereits entsprechende Vorbereitungen ein. Stein forderte mit Verweis auf "statistische Anomalien" auch eine Überprüfung der Wahlergebnisse in den Schlüsselstaaten Pennsylvania und Michigan.
Wisconsin ist einer der Staaten, in denen Trump bei der Wahl am 8. November mit hauchdünnem Vorsprung vor seiner demokratischen Rivalin Clinton gewonnen hatte. Ein Anwalt des Clinton-Teams erklärte am Samstag, auch wenn dem Team selbst keine Erkenntnisse über mögliche Wahlmanipulationen vorlägen, wolle es sich an der Neuauszählung in Wisconsin und gegebenenfalls auch in Pennsylvania und Michigan beteiligen.
Drohungen gegen Clinton
Trumps Vertraute Kellyanne Conway drohte, wenn Clintons Team sich zu sehr hinter die Neuauszählung stelle, könne Trump von seiner Zusage abrücken, von einer Strafverfolgung Clintons wegen ihrer E-Mail-Affäre abzusehen. Während Trump sich seiner demokratischen Rivalin gegenüber "großmütig" gezeigt habe, stelle Clinton sich offenbar hinter "diese lächerliche Neuauszählung", sagte Trumps Wahlkampfmanagerin dem Sender ABC.
Clinton hatte in ihren vier Jahren als Außenministerin unter Verstoß gegen die geltenden Regeln private und damit nicht sonderlich geschützte Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Die Bundespolizei FBI erteilte ihr nach der Untersuchung der Angelegenheit eine scharfe Rüge, sah aber keinen Hinweis auf strafbares Verhalten.
"Recht, das zu tun"
Trumps designierter Stabschef Reince Priebus erklärte am Sonntag, auch wenn Trump nicht nach Wegen suche, Clinton verurteilen zu lassen, sei er wahrscheinlich "offen zuzuhören", wenn sich neue Erkenntnisse über ihr Fehlverhalten ergäben.
Clintons Team reagierte zunächst nicht auf die Kritik. Clintons parteiinterner Rivale Bernie Sanders mahnte das Trump-Lager zur Gelassenheit. "Die Grüne Partei hat das Recht, das zu tun", sagte Sanders auf CNN. "Wir haben wahrscheinlich bei fast jeder Wahl Neuauszählungen." Auch dieses Mal rechne niemand mit großen Änderungen bei den Wahlergebnissen.
Trumps Übergangsteam beschäftigte sich inzwischen weiter mit der Besetzung der Kabinettsposten. Conway sagte auf NBC zu einer möglichen Ernennung von Trumps parteiinternem Widersacher Mitt Romney zum Außenminister, sie führe keine Kampagne gegen Romney. Die Menschen würden sich allerdings "betrogen fühlen", wenn ein Politiker, der "den Charakter und den Intellekt und die Integrität von Donald Trump" angezweifelt habe, den "bedeutendsten Kabinettsposten von allen" bekäme.
Romney, der Präsidentschaftskandidat des Jahres 2012, hatte im Wahlkampf die innerparteiliche Opposition gegen Trump organisiert und diesen als "Blender" und "Betrüger" bezeichnet. Romney steht für das republikanische Parteiestablishment, gegen das viele Trump-Anhänger Vorbehalte haben.
Anfällig für Manipulationen
Computer-Experten hatten darauf hingewiesen, dass die in Wisconsin benutzten Wahlautomaten anfällig für Hackerangriffe sind und deswegen in anderen Staaten, etwa Kalifornien, nicht benutzt werden dürfen. Die favorisierte Kontrahentin Hillary Clinton hatte in Stimmbezirken, in den Wahlmaschinen benutzt wurden, signifikant schlechter abgeschnitten als in Wahllokalen, wo auf handgeschriebene Stimmzettel gesetzt worden war. Allerdings hatten andere Stimmen, darunter der prominente Wahlanalyst Nate Silver, darauf hingewiesen, der Effekt löse sich in Luft auf, wenn man Ethnie und Bildungsgrad der Wähler in der Gegend miteinbeziehe. Die Gegenden seien dann statistisch unauffällig.
Landesweit waren bei der Wahl am 8. November auf Clinton rund zwei Millionen mehr Stimmen entfallen, als auf Trump. Die Vergabe der Wahlmänner erfolgt jedoch auf Basis aller 50 US-Staaten nach dem Winner-Takes-All-Prinzip: Hohe Siege zählen nicht mehr als knappe. Hätte Clinton am 8. November diese drei Staaten für sich entschieden, wäre sie die Gesamtsiegerin und nicht der Republikaner Donald Trump. Würde sie nach einer Nachzählung in den drei Staaten zur Siegerin erklärt werden und deren Wahlleute-Stimmen erhalten, hätte sie die Mehrheit. Allerdings müsste dies bis zum 19. Dezember feststehen, wenn die Wahlleute ihre Stimmen abgeben und damit formell den Präsidenten wählen.
Experten sind skeptisch
Obwohl Experten Steins Initiative kaum Chancen einräumen, dürfte sie die Debatte um die Legitimität von Trumps Sieg weiter anheizen. Elias erklärte, Clintons Team habe die Wahlergebnisse selbst überprüft, nachdem es "Hunderte von Nachrichten, E-Mails und Anrufe" mit entsprechenden Aufforderungen erhalten habe. Auch wenn die Überprüfungen keine Beweise für Wahlmanipulationen ergeben hätten, hätten die zahlreichen Clinton-Wähler ein Recht darauf, dass sich ihr Team an "den laufenden Verfahren" beteilige, um eine "genaue Stimmzählung" zu garantieren.