Seit Tagen sorgen wiederholte Angriffe gegen Flüchtlinge auf der Insel Chios für Schlagzeilen. Augenzeugen machen Rechtsextreme und Mitglieder der rechtsextremistischen griechischen Partei "Goldene Morgenröte" für diese Angriffe verantwortlich. Auf Flüchtlinge wurden Steine, Rauchbomben und Molotowcocktails geworfen. Viele Flüchtlinge erlitten dabei schwere Verletzungen.
Eine schwangere Frau wurde mit einem Schock in ein Spital eingeliefert. Ein syrischer Flüchtling wurde vergangenen Freitag nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) schwer am Kopf verletzt, als Unbekannte von der Festung am Hafen einen Stein auf das dortige Flüchtlingslager warfen. Nach Informationen der griechischen Nachrichtenagentur ANA-MPA wurden zwei Zelte zerstört. Daraufhin verließen 150 Menschen das Lager. Rund hundert Flüchtlinge waren dem UNHCR zufolge obdachlos.
Gemäß der Regionaltageszeitung "ChiosNews" attackierten die Neonazis mehrere Migranten mit Stangen. Bilder zeigten große Felsbrocken in den Zelten, die die Rechtsextremen geschmissen haben sollten. Amnesty International forderte die griechischen Behörden auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit auf der Insel wieder herzustellen.
Allerdings gibt es auch eine andere Version der Ausschreitungen. So berichteten lokale Blätter, Migranten hätten erst ein Geschäft mit Feuerwerkskörpern geplündert und diese anschließend im Auffanglager "Souda" abgefeuert. Die Feuerwerkskörper sollten auch auf Häuser in der Nachbarschaft geworfen worden sein, so dass die Bewohner in Panik auf die Straßen eilten, so die Medien.
Migrationsminister beschuldigt Inselbewohner
Der griechische Migrationsminister Ioannis Mouzalas gibt den Inselbewohnern die Schuld an den Auseinandersetzungen. "Die Verwaltung und die Oppositionsparteien stellen uns Hindernisse in den Weg", sagt Mouzalas am Donnerstag in der Früh dem Fernsehsender Skai. Es seien Geld, Pläne und sogar ein entsprechender Ort vorhanden, um ein neues Auffanglager für die Flüchtlinge zu bauen, sagte Mouzalas. Innerhalb eines Monats könne es fertig sein. Er vermute, dass der Bürgermeister dem Druck der Bevölkerung nachgebe, die wiederum systematisch von Rechtsradikalen aufgewiegelt werde. Der Inselbürgermeister Manolis Vournous hingegen begründete die Ablehnung eines neuen Lagers damit, dass das Vertrauen in die griechische Regierung zerstört sei.
Inselbewohner sind besorgt
Die Inselbewohner fürchten, ein neues Lager könne aus der Touristeninsel Chios dauerhaft eine Flüchtlingsinsel machen. Chios beherbergt derzeit mehr als 4.000 Migranten, denen nur 1.100 Plätze zur Verfügung stehen. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen; in der vergangenen Woche zogen Flüchtlinge randalierend durch den Hauptort, einen Tag später bewarfen Rechtsradikale ein Lager mit Brandsätzen und Steinen. Aus Angst campen viele Flüchtlingsfamilien mittlerweile außerhalb des Lagers.