Seit Wochen wird darüber spekuliert, dass die 62-Jährige Kanzlerin, CDU-Chefin Angela Merkel, eine vierte Amtszeit anstreben dürfte und deshalb als Spitzenkandidatin der Union bei der Bundestagswahl 2017 wieder antritt. Am Donnerstag hatte sich auch US-Präsident Barack Obama dafür ausgesprochen, dass Merkel nach der Bundestagswahl 2017 weiter machen sollte. Die Kanzlerin hat auf entsprechende Fragen stets geantwortet, dass sie diese "zum geeigneten Zeitpunkt" beantworten werde.

Nun wurde für Sonntag eine Pressekonferenz angekündigt, bei der sich Merkel erklären soll. Am Sonntag und Montag kommt der Bundesvorstand der CDU in Berlin zu einer Klausurtagung zusammen, um sich für die Bundestagswahl 2017 aufstellen. Dabei wird es auch um inhaltliche Festlegungen für den Wahlkampf gehen. Ihr Parteikollege Norbert Röttgen hatte schon vor drei Tagen angekündigt, seiner Einschätzung nach werde Merkel für eine weitere Amtszeit antreten. "Sie wird für das Amt der Kanzlerin kandidieren", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag am Dienstag dem US-Fernsehsender CNN.

"Merkel ist entschlossen, gewillt und bereit"

"Sie ist absolut entschlossen, gewillt und bereit, dazu beizutragen, dass die internationale liberale Ordnung gestärkt wird", betonte der CDU-Politiker. Er antwortete damit auf die Frage des Moderators, ob Merkel angesichts der bevorstehenden Präsidentschaft von Donald Trump in den USA dazu bereit sei, im transatlantischen Raum "die liberale Ordnung" zusammenzuhalten. Röttgen sagte, indem die Kanzlerin erneut antrete, wolle sie als "verantwortungsbewusste Führungsperson" handeln.

Das Wochenende gilt auch angesichts des Ausgangs der US-Wahl vor gut einer Woche als guter Termin. Nach dem Sieg von Donald Trump in den USA wurde die seit elf Jahren amtierende Merkel in manchen Medien schon als neue "Führungsfigur der freien Welt" beschrieben.

Viel Lob von außen

Am Donnerstag hatte sie zudem auf großer Bühne noch einmal viel Lob vom scheidenden US-Präsidenten Barack Obama bekommen. Er sagte sogar: "Wenn ich hier wäre, und wenn ich Deutscher wäre und eine Stimme hätte; ich könnte sie unterstützen."

Am Freitag war Merkel Gastgeberin von Obamas Abschiedstreffen mit Europa im Kanzleramt. An ihrem Konferenztisch im Kanzleramt versammelten sich der US-Präsident und die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien, um über globale Aufgaben wie den Kampf gegen den Terror, die Flüchtlingskrise, Klimaschutz und die Lage in der Ukraine zu beraten.

Unerfreuliches im Inneren

Diese Bilder und Botschaften überlagerten in den vergangenen Tagen auch die eher unerfreulichen Nachrichten für Merkel: Bei der Bundespräsidentenwahl hatte sie sich vergangenes Wochenende der SPD geschlagen geben müssen. Es gelang ihr nicht, einen aussichtsreichen Bewerber der Union gegen SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier aufzustellen. Deswegen schloss sie sich schließlich der Kandidatur Steinmeiers an und überzeugte auch ihre Partei.

Zudem ist der Flüchtlingsstreit mit der CSU bislang nicht gelöst, wohl aber aus den Schlagzeilen verschwunden.

Die Umfragewerte Merkels, die in der Flüchtlingskrise stark gelitten hatten, haben sich erholt. Einer wenige Tage alten Befragung zufolge fänden es 59 Prozent aller deutschen Bundesbürger gut, wenn Merkel wieder als Kanzlerkandidatin anträte. Von den CDU-Anhängern würden demnach sogar 87 Prozent eine erneute Kandidatur begrüßen.