Drei Geldkoffer mit insgesamt fünf Millionen Euro will ein franko-libanesischer Mittelsmann im Präsidentschaftswahlkampf 2006/2007 an Nicolas Sarkozy und seinen Kabinettschef Claude Gueant übergeben haben.

Wie Ziad Takeiddine in einem am Dienstag publizierten Videointerview mit der französischen Enthüllungsplattform "Mediapart" sagte, überreichte er zwei dieser Koffer an Gueant in dessen Büro, einen weiteren direkt an den damaligen Noch-Innenminister Sarkozy in dessen Privatwohnung. Das Geld stammte demnach vom Regime des 2011 gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.

Sarkozy wollte gegenüber französischen Medien vorerst nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen, Gueant wies die Anschuldigungen gegenüber "Mediapart" entschieden zurück. "Ich habe niemals Bargeld von der libyschen Regierung erhalten und auch von sonst niemandem. Ich habe Derartiges auch nicht geschehen sehen. Dies zu behaupten, ist verlogen und verleumderisch."

Geld direkt an Sarkozy?

Bereits Ende September hatte "Mediapart" Aufzeichnungen des früheren libyschen Ölministers Shoukri Ghanem veröffentlicht, die den Transfer von insgesamt 6,5 Millionen Euro an Sarkozy belegen sollen. Demnach erhielt Sarkozy Überweisungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro von Gaddafis Kabinettschef Bechir Saleh, 3 Mio. von dem lange in Österreich lebenden Gaddafi-Sohn Saif al-Islam sowie weitere 2 Mio. von Geheimdienstchef Abdallah Senoussi.

Zeuge in Wien ertrunken

Die französisches Justiz ermittelt bereits seit 2013, auch Ghanems Aufzeichnungen liegen ihr vor. Der libysche Ölminister selbst kann deren Authentizität nicht mehr bestätigen. Er ertrank im April 2012 unter mysteriösen Umständen - und nur einen Tag nach der Veröffentlichung eines Dokuments, das eine Wahlkampffinanzierung in Höhe von 50 Mio. Euro vom Gaddafi-Clan an Sarkozy belegen soll - in der Wiener Donau.

Der franko-libanesisches Mittelsmann Ziad Takeiddine zeigte sich gegenüber "Mediapart" am Dienstag allerdings bereit, vor der französischen Justiz auszusagen. "Ich will den Mafiastaat anprangern, in dem wir leben." Bereits nach Bekanntwerden erster Vorwürfe gegen Sarkozy 2011 hatte Takeiddine diese gegenüber der Justiz als "absolut glaubwürdig" bezeichnet.

Geld über Villa in Südfrankreich gewaschen?

Der Schweizer"Tagesanzeiger"  berichtete im März dieses Jahres, es solle neues Beweismaterial  geben. Im Spiel ist dabei eine Villa in Südfrankreich, die zu einem weit überhöhten Preis über einen saudiarabischen Mittelsmann von einem libyschen Staatsfonds gekauft wurde, womit der Geldfluss nach Paris verschleiert worden sein könnte. Offen ist, ob das Geschäft direkt Sarkozy anzulasten ist.

Spuren ergaben sich aus der Beschäftigung mit Konten in der Schweiz, auf denen ein Großteil des von Gaddafi und Co. abgezweigten libyischen Staatsvermögens landete.