Donald Trump will anscheinend zumindest Teile der von US-Präsident Barack Obama durchgesetzten Gesundheitsreform aufrechterhalten, die unter dem Namen "Obamacare" bekanntgeworden ist. Die Regelung, dass Versicherer Patienten nicht wegen Vorerkrankungen ablehnen können, halte er für richtig, sagte Trump dem "Wall Street Journal" in seinem ersten Interview seit der Präsidentschaftswahl.
Meinungsumschwung nach Gespräch mit Obama
Die Zeitung stellte Teile des Interviews am Freitag online. Außerdem will Trump die Regelung aufrechterhalten, dass Kinder für bestimmte Zeit bei ihren Eltern mitversichert bleiben können. "Diese beiden gefallen mir sehr gut", sagte Trump im Hinblick auf die erwähnten Regelungen. Aus Respekt für Obama wolle er darüber nachdenken, die Reform nicht vollends rückgängig zu machen. Der Meinungsumschwung des Republikaners kam nach Einschätzung der Zeitung wohl durch den Einfluss Obamas bei einem Gespräch mit Trump am Donnerstag zustande.
Trump hätte es ohnehin schwer, die Gesundheitsreform in Gänze zu kippen. Die Republikaner konnten im Kongress zwar ihre Mehrheiten in beiden Kammern verteidigen, und Obamas Gesundheitsvorsorge ist ihnen seit langem ein Dorn im Auge. Sie haben im Senat aber nicht die notwendige Zahl von 60 Sitzen, um eine Blockade durch die Demokraten zu verhindern. Diese können durch Dauerreden (Filibuster) erreichen, dass wichtige Gesetzesvorhaben nicht zur Abstimmung kommen.
Er wolle zudem sehr schnell die Themen Einwanderung, Grenzsicherheit und Deregulierung im Finanzwesen angehen, sagte Trump weiter. Seine Wirtschaftsberater sind vorwiegend Investmentbanker und Hedgefonds-Manager. Außerdem werde er einen versöhnlicheren Ton als im Wahlkampf anschlagen, versprach er. "Es ist jetzt anders."
Nach Wutanfall geht Trump auf Protestierer zu
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat die Proteste gegen seine Präsidentschaft gelobt - nur Stunden, nachdem er sie als unfair bezeichnet hatte. "Ich liebe die Tatsache, dass kleine Gruppen von Protestlern in der vergangenen Nacht große Leidenschaft für unser großartiges Land gezeigt haben. Wir werden alle zusammenkommen und stolz sein", twitterte Trump am Freitag.Nur neun Stunden zuvor hatte sich der neue US-Präsident über die Demonstranten und Medien beschwert. "Ich hatte gerade eine sehr offene und erfolgreiche Präsidentenwahl. Jetzt protestieren professionelle Demonstranten, die von Medien angestiftet werden. Sehr unfair!"
Tausende Menschen hatten in der zweiten Nacht in Folge gegen Trump protestiert. Der politisch unerfahrene Seiteneinsteiger hatte nach einem aggressiven und populistischen Wahlkampf am Dienstag die Präsidentenwahl gewonnen. Die Protestler skandierten daraufhin unter anderem: "Nicht mein Präsident".
Trumps Wahlkampfleiterin Kellyanne Conway verteidigte Trump und sagte, er könne das Land einigen. Die Protestler sollten sich Trumps Siegesrede nach der Wahl anhören, in der er gesagt habe, er werde Präsident aller Amerikaner sein, auch für jene, die ihn nicht unterstützt haben und nicht unterstützen, sagte Conway dem Fernsehsender CNN.