Die Isländer wählen am Samstag ein neues Parlament.  Eine Niederlage der Regierung aus Konservativen und Liberalen gilt als sicher, obwohl die Konservativen nach letzten Umfragen vor der Wahl stärkste Partei werden könnten.

Die Piratenpartei kann demnach mit starken Zugewinnen rechnen. Während die Protestbewegung nach anfänglichen Höhenflügen überall sonst in Europa vor einem Scherbenhaufen steht, führten die Piraten der Nordatlantikinsel monatelang die Umfragen an und könnten gar die Regierung bilden.

Premier zum Rücktritt genötigt

Mit Protesten hatten Islands Bürger im April bewirkt, dass die Wahl um ein halbes Jahr vorgezogen wurde. Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson war zuvor durch die Enthüllungen der "Panama Papers" in die Kritik geraten und hatte zurücktreten müssen.

Viele Isländer wünschen sich Reformen, mehr Geld für Krankenhäuser und Universitäten und vor allem das Vertrauen in die politischen Institutionen zurück. Das hatten Wirtschaftskrise und der Zusammenbruch der Banken 2008 zerstört.

Rücktritt wegen "Panama Papers"

Im April dieses Jahres waren die Isländer erneut auf die Straße gegangen, nachdem der Name von Regierungschef  Gunnlaugsson in den "Panama Papers" aufgetaucht war. Die nach Einschätzung der Polizei größten Proteste in der Geschichte Islands zwangen ihn zum Rücktritt und lösten frühzeitige Neuwahlen aus. Gunnlaugsson soll Millionen in einer Offshore-Firma versteckt und auch auf der Gläubigerliste der Krisenbanken gestanden sein.

Regierung droht Niederlage

Bei der Neuwahl droht der Mitte-Rechts-Regierung aus Konservativen und Liberalen eine Niederlage. Zwar lag die konservative Unabhängigkeitspartei in letzten Umfragen vor der Wahl mit 21,9 Prozent knapp vorn. Es reicht aber danach nicht mehr zu einer Zweier-Koalition mit den Rechtsliberalen (10 Prozent).

Allerdings bräuchten auch die Piraten (19,1 Prozent) als zweitstärkste Partei laut der Zahlen für eine Mehrheit mindestens drei Partner. Minderheitsregierungen sind in Island extrem selten. Beobachter fürchten deshalb, dass sich die Verhandlungen über eine neue Regierung nach der Wahl sehr lange hinziehen könnten.