Im Kampf um die irakische IS-Hochburg Mossul nutzen die islamistischen Extremisten nach Angaben von Bewohnern IS hindere Einwohner an der Flucht aus der Stadt oder schicke diese sogar in Gebäude, die die Kämpfer kürzlich selbst genutzt hätten, berichtete ein Bewohner per Telefon am Dienstag.

"Es ist ganz klar, dass der Islamische Staat Menschen als Schutzschilde benutzt, in dem er Familien in Gebäude lässt, die mit großer Wahrscheinlichkeit angegriffen werden", sagte Abu Dahir, der seinen vollen Namen allerdings nicht nennen wollte. Der frühere Provinz-Gouverneur der Region, Abdul Rahman Waggaa, bestätigte dies aber ebenfalls. Er mahnte, die Anti-IS-Koalition müsse daher ihre potenziellen Ziele aktualisieren. Waggaa ist aus dem Einflussbereich des IS geflohen.

Truppen noch nicht in Mossul

Andere Bewohner berichteten über die noch funktionsfähigen Telefonverbindungen, dass mehr als 100 Familien auf dem Weg Richtung Innenstadt seien und die Außenbezirke verließen. Dort werden als erstes Kämpfe mit den irakischen Regierungstruppen und kurdischen Peschmerga erwartet werden.

Noch sind die Truppen allerdings zwischen 20 und 50 Kilometer von Mossul entfernt. Die 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt ist die letzte Hochburg des IS im Irak. Die von westlichen Luftstreitkräften unterstützten Bodentruppen hatten am Montag mit ihre Offensive begonnen. In Mosul werden etwa 8.000 IS-Kämpfer vermutet.

USA rechnen mit Einsatz von Chemiewaffen

Die USA rechnen mit einem Einsatz von Chemiewaffen im Kampf um die nordirakische Stadt Mossul. Anfang Oktober sei Senfgas auf einem von IS-Kämpfern abgefeuerten Geschoß gefunden worden, berichtete ein US-Regierungsvertreter. Man gehe davon aus, dass die Jihadisten "primitive" Chemiewaffen einsetzen werden.

Allerdings dürfte es dem IS noch nicht gelungen sein, chemische Waffen mit tödlicher Wirkung zu entwickeln, sagte ein weiterer Regierungsvertreter. Senfgas kann zu Schädigungen an Haut und Lunge führen, ist in geringen Dosen aber nicht tödlich.

Auch Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder die Internationale Organisation für Migration (IOM) stellen sich auf den Einsatz von Chemiewaffen ein. So kündigte der IOM-Chef im Irak, Thomas Weiss, die Beschaffung von Gasmasken an. Das Rote Kreuz bereitet sich darauf vor, Opfer von Chemiewaffen zu behandeln.