US-Präsident Barack Obama und seine engsten Berater werden nach Angaben aus Regierungskreisen heute bei einem nicht offiziell verlautbarten Treffen militärische Optionen in Syrien abwägen. Es sei ein Treffen am heutigen Freitag geplant, sagten Regierungsvertreter, die namentlich nicht genannt werden wollten, der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.

Nach den jüngsten heftigen Angriffen des syrischen und russischen Militärs auf Aleppo seien Stimmen laut geworden, dass sich die USA stärker militärisch engagieren müssten.

Eine Option sieht demnach Luftangriffe auf syrische Militärstützpunkte, Luftabwehrstellungen und Munitionsdepots vor. Allerdings berge dies die Gefahr, dass auch Einheiten des syrischen Verbündeten Russland unter Beschuss kommen könnten. Obama wolle aber eine direkte Konfrontation mit den Russen vermeiden. Eine Alternative besteht Regierungsvertretern zufolge darin, von den USA unterstützte Rebellen mit moderneren Waffen auszurüsten.

Das US-Präsidialamt wollte sich zunächst nicht äußern.

Der US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow wollen am Samstag im schweizerischen Lausanne über die Lage in Syrien beraten. Aus US-Regierungskreisen verlautete aber, es gebe wenig Hoffnung auf diplomatische Fortschritte.

Boris Johnson sorgt für Verwirrung

Der britische Außenminister Boris Johnson sprach sich unterdessen für einen verstärkten Militäreinsatz seines Landes in Syrien aus und veranlasste damit seine Regierung zu einer Distanzierung. Vor einem Parlamentsausschuss sagte Johnson am Donnerstag, es müsse "über dynamischere militärische Optionen nachgedacht" werden. Allerdings gelte es "realistisch zu bleiben", denn "ohne eine Koalition, ohne die Amerikaner" lasse sich nichts erreichen.

Johnson beklagte, dass in der syrischen Großstadt Aleppo "weiter gestorben" werde. Die Bombardierung des von islamistischen Rebellen gehaltenen Ostteils der Stadt durch die syrische und russische Luftwaffe bezeichnete er als "abscheuliches Verbrechen gegen die Menschheit".

Das britische Parlament hatte 2013 Luftangriffe der Royal Air Force gegen die syrischen Truppen von Staatschef Bashar al-Assad abgelehnt. Im Dezember 2015 wurden die britischen Luftattacken gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak mit Zustimmung des Parlaments auf Syrien ausgeweitet. Johnson sagte, seit 2013 habe sich "die Stimmung des Parlaments entwickelt". Der "Diskussionsprozess mit den Russen" sei - auch nach Meinung des US-Außenministers John Kerry - "am Ende des Weges angekommen".

Die Sprecherin der britischen Premierministerin sagte, Theresa May werde jede militärische oder andere Option zur Beilegung des Konflikts in Syrien "sehr vorsichtig abwägen". Derzeit gebe es "keinerlei Änderung in der Position der Regierung".