Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat bei einem Besuch in der Unruhestadt Charlotte den Rassismus in den Vereinigten Staaten angeprangert. Clinton fügte aber hinzu, "meine Sorgen sind nicht dieselben wie die von schwarzen Großmüttern": "Weil meine Enkel weiß sind, weil sie die Enkel eines früheren Präsidenten und einer früheren Außenministerin sind, seien wir ehrlich."
Clinton nahm dabei Bezug auf die neunjährige Zianna Oliphant, die in der vergangenen Woche vor dem Stadtrat gesagt hatte, dass sie sich aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe anders behandelt fühle.
Die Politikerin sprach auch den Tod des 43-jährigen Schwarzen Keith Lamont Scott an, der am 20. September unter nach wie vor ungeklärten Umständen von der Polizei erschossen worden war. Der Familienvater war in einen Polizeieinsatz gegen einen anderen Verdächtigen geraten. Die Polizei gibt an, Scott habe eine Handfeuerwaffe bei sich gehabt. Seine Familie und seine Nachbarn bestreiten dies.
Verständnis für Afroamerikaner
Der Vorfall führte in der Stadt zu teils heftigen gewaltsamen Protesten gegen Polizeigewalt. Die Sicherheitsbehörden verhängten daraufhin eine Ausgangssperre, die inzwischen wieder aufgehoben wurde.
Es sei nun zwölf Tage her, dass Scott erschossen worden sei, sagte Clinton. "Wir kennen immer noch nicht alle Einzelheiten, aber wir wissen, dass diese Gemeinde und diese Familie Schmerzen haben." Während ihrer Wahlkampagne hat Clinton regelmäßig Verständnis für Afroamerikaner geäußert, die vor allem weißen Polizisten Rassismus, Brutalität und unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt gegen Schwarze vorwerfen.
"Wir können zugeben, dass es nach wie vor stillschweigende Voreingenommenheit gibt, ohne damit Polizeibeamte zu diffamieren", sagte Clinton in Charlotte. Sie nannte ihren Gegner von der republikanischen Partei, Donald Trump, nicht beim Namen.
Doch kritisierte sie diejenigen, die "die Ängste der Menschen ausschlachten, selbst wenn das bedeutet, dass unsere Nation weiter zerrissen wird. Sie sagen, dass alle unsere Probleme einfach mit mehr Recht und Ordnung gelöst werden, als ob der systemische Rassismus nicht existieren würde."
Der Tod von Schwarzen durch Polizeigewalt hat quer durch die USA in den vergangenen Jahren immer wieder wütende und teilweise gewalttätige Proteste ausgelöst.