Papst Franziskus ist am Freitagnachmittag zu einer zweitägigen Visite im georgischen Tiflis gelandet. Auf dem Flughafen der Hauptstadt wurde er von Staatspräsident Georgi Margwelaschwili und dem georgisch-orthodoxen Patriarchen Ilia II. willkommen geheißen.
Franziskus begrüßte den 83-jährigen Patriarchen laut Kathpress mit einem dreifachen Bruderkuss. Das Verhältnis der georgisch-orthodoxen Kirche zu anderen christlichen Kirchen gilt als schwierig.
Am Rande des Flughafens empfingen ihn mehrere Dutzend Demonstranten mit Transparenten, die ihn als "Erzhäretiker" und "nicht willkommen" bezeichneten. Bereits in den vergangenen Tagen hatten ultrakonservative Anhänger der georgisch-orthodoxen Kirche vor der diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhls in Tiflis gegen den Papstbesuch protestiert. Patriarch Ilia II. verurteilte diese Kundgebungen.
Beim Treffen mit Franziskus verwies Präsident Margwelaschwili zur Lösung von Gebietskonflikten auf die Lehren der deutschen Wiedervereinigung. "Dieses Beispiel macht Mut und ist eine Lektion, die Georgien gelernt hat", sagte er laut Nachrichtenagentur dpa.
Franziskus will im Kaukasus nach eigenen Worten den Dialog zwischen Kulturen und Religionen voranbringen. Als weitere Ziele seiner dreitägigen Mission in Georgien und Aserbaidschan nannte er in einem Grußtelegramm am Freitag die Stärkung der ökumenischen Bemühungen und der Katholiken in der Region.
Die aktuelle Reise besteht aus zwei Etappen. Von Georgien reist Franziskus am Sonntag in das östliche Nachbarland Aserbaidschan weiter. Dort will er unter anderem eine Messe mit der kleinen katholischen Gemeinde des Öllandes feiern und eine Moschee besuchen.
Margwelaschwili erinnerte in seiner Ansprache an den Krieg Georgiens mit Russland 2008 und an die von Moskau unterstützten abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien. 20 Prozent des georgischen Territoriums seien besetzt, und 15 Prozent der rund 4 Millionen Georgier hätten durch Vertreibung ihre Heimat verloren und seien auf der Flucht, betonte er laut dpa.
Er übte laut der von seinem Büro veröffentlichten Begrüßungsansprache heftige Kritik an der "militärischen Aggression" Russlands gegen Georgien. "Nur 40 Kilometer von hier erleben Menschen täglich Gewalttaten Entführungen, Morde und Straftaten, die zutiefst ihre Würde beeinträchtigen. Doch trotz allem suchen wir nicht Konfrontation, wir suchen nur die Art und Weise, die unser Land zur Befreiung von fremder Besatzung und zu Frieden führen wird. Die Rückkehr der Flüchtlinge ist unsere erste und grundlegende Aufgabe", sagte Margwelaschwili laut Redemanuskript.
Seit dem Georgien-Krieg 2008 erkennt Moskau die von Tiflis abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien als unabhängige Staaten an. Völkerrechtlich gehören sie weiter zu Georgien. Das Land mit EU- und NATO-Ambitionen strebt nach eigener Darstellung eine friedliche Lösung des Konflikts an. Der Position des Vatikans in diesem Streit misst das georgische Präsidialamt höchste Bedeutung zu. Bisher wurden Abchasien und Südossetien nur noch von Nicaragua, Venezuela und Nauru anerkannt.