US-Außenminister John Kerry hat von Syrien ein sofortiges Ende der Luftangriffe auf die Stadt Aleppo verlangt. "Was in Aleppo passiert, ist inakzeptabel. Das sprengt alle Dimensionen", sagte Kerry am Samstag bei einem Treffen mit vier europäischen Außenministern in seiner Heimatstadt Boston.
Zugleich rief er Russland auf, seinen Einfluss auf Syriens Machthaber Bashar al-Assad geltend zu machen, damit die Angriffe gestoppt werden. "Russland muss ein Exempel statuieren und keinen Präzedenzfall schaffen, der für die ganze Welt nicht hinnehmbar ist", sagte Kerry.
Bei dem Treffen mit den Außenministern Deutschlands, Großbritannien, Frankreich und Italien sollte es auch um die Beziehungen zwischen Europa und den USA gehen. Der 72-jährige Kerry wird nach der US-Präsidentenwahl im November in einer neuen Regierung aller Voraussicht nach nicht mehr dabei sein - unabhängig vom Ausgang der Wahlen.
Unterdessen hat Syrien die USA beschuldigt, mit Absicht syrische Regierungstruppen bei Deir Ezzor bombardiert zu haben. "Die syrische Regierung macht die Vereinigten Staaten verantwortlich für diese Aggression", sagte der syrische Außenminister Walid Muallem am Samstag vor der UN-Vollversammlung in New York.Die Fakten zeigten, dass es ein absichtlicher Angriff gewesen sei und nicht ein Versehen, auch wenn die Vereinigten Staaten das Gegenteil behaupteten, erklärte Muallem.
Bei den Luftangriffen von Kampfflugzeugen der US-geführten Militärallianz gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) waren vor einer Woche beim Flughafen der umkämpften ostsyrischen Stadt Deir Ezzor mehr als 90 syrische Soldaten getötet worden. Die Militärallianz gab später an, die Stellungen der Regierungstruppen versehentlich bombardiert zu haben. Eigentlich hätten sich die Angriffe gegen IS-Kämpfer gerichtet.
Bereits die syrische Präsidentenberaterin Bussaina Shaaban hat am vergangenen Sonntag der internationalen Koalition vorgeworfen, die syrische Armee bei Deir Ezzor "vorsätzlich" bombardiert zu haben. "Wir denken, der Angriff war vorsätzlich, da nichts am Boden darauf hinweist, dass er ein Versehen oder ein Unfall war", sagte die Beraterin von Machthaber Bashar al-Assad der Nachrichtenagentur AFP.
Shaaban warf den USA vor, gemäß einer geheimen Absprache mit der IS-Miliz gehandelt zu haben. "Alles war geplant. Der IS war auf dem Laufenden, und als er vorgerückt ist, hörten die Angriffe auf", sagte Shaaban. Seit dem Beginn ihrer Intervention in Syrien würden die USA nicht gegen die Jihadisten kämpfen, allein Russland täte dies, sagte sie. Die USA wiederum beschuldigen Russland, vorwiegend moderate Rebellen ins Visier zu nehmen.