Die Kremlpartei Geeintes Russland geht nach Umfragen als haushohe Favoritin in die Parlamentswahl am Sonntag. Die Zustimmung zu der Partei habe sich leicht auf über 41 Prozent verbessert, teilte das Meinungsforschungsinstitut VZIOM am Montag in Moskau mit. Die Forscher führten dies auf Präsident Wladimir Putin zurück, der die Partei in den vergangenen Tagen demonstrativ unterstützt hatte.

Vorher waren die Werte drei Monate lang rückläufig gewesen, wie die Agentur Interfax meldete. Neben Geeintes Russland hätten die Kommunisten, die nationalistischen Liberaldemokraten und die Partei Gerechtes Russland die Chance, die Fünfprozenthürde zu überwinden.

Bei der Wahl der Staatsduma, des Unterhauses im russischen Parlament, werden 225 Mandate an Direktkandidaten und 225 Mandate an Parteilisten vergeben. Weil Geeintes Russland zugleich auf viele direkt gewählte Abgeordnete rechnen kann, könnte die Partei in der neuen Duma über mehr als zwei Drittel der Sitze verfügen.

Die Partei Bürgerplattform zog unterdessen einen Antrag auf Ausschluss der kleinen Oppositionspartei Parnas von der Wahl zurück, wie die Zeitung "Kommersant" am Montag berichtete. Die Plattform stufte Äußerungen von Ex-Ministerpräsident Michail Kasjanow und anderen Parnas-Kandidaten als extremistisch ein. Die Vorwürfe sollten strafrechtlich, nicht mit Hilfe des Wahlrechts geklärt werden, wurde der Rückzug begründet. Zuvor hatte sich Wahlleiterin Ella Pamfilowa gegen einen Ausschluss von Parnas ausgesprochen.

Massenproteste gegen vermutete Wahlfälschungen

Nach der letzten Dumawahl 2011 hatte es in Russland Massenproteste gegen vermutete Wahlfälschungen gegeben. Beim diesjährigen Urnengang will der Kreml solche Unruhe vermeiden.

Die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) klammern bei ihrer Arbeit die Krim aus, sagte Missionsleiter Jan Petersen der Zeitung "Iswestija". Die annektierte Halbinsel sei nach übereinstimmender Meinung der Mitgliedsländer nicht Teil des zu beobachtenden Gebiets. "In unserem Bericht wird es nichts zu der Halbinsel geben", sagte Petersen. Russland hatte die ukrainische Halbinsel Krim 2014 unter Protest aus Kiew und Kritik des Westens in sein Staatsgebiet eingegliedert.

Russische Wähler können auch in Österreich ihre Stimme abgeben. In Wien und Salzburg werden am Sonntag von 8.00 bis 20.00 Uhr Wahllokale geöffnet sein, teilte die russische Botschaft in einer Aussendung mit. Nach Daten der Statistik Austria lebten zu Jahresbeginn 31.190 russische Staatsbürger in Österreich.