Nach seinem erneuten Atomwaffentest hat Nordkorea seine Anerkennung als "Atomwaffenstaat" gefordert. Die Weigerung von US-Präsident Barack Obama, Nordkoreas "strategische Position als legitimer Atomwaffenstaat" anzuerkennen, sei so unsinnig, wie zu versuchen, "die Sonne mit seiner Handfläche zu verdecken", erklärte das Außenamt am Sonntag. Die USA, Japan und Südkorea drängen auf neue Sanktionen.
Ein nordkoreanische Außenamtssprecher verteidigte den Atomwaffentest als notwendige Reaktion auf die atomare Bedrohung durch die USA. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA kündigte er zudem an, die Atomstreitkraft "in Qualität und Quantität" weiter auszubauen. Bereits die Parteizeitung "Rodong Sinmun" hatte den Test als Reaktion auf die "einseitige nukleare Erpressung" durch Washington bezeichnet.
Der US-Sondergesandte für Nordkorea, Sung Kim, kündigte nach einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Kenji Kanasugi in Tokio an, im Sicherheitsrat und darüber hinaus "eng zusammenzuarbeiten, um die stärksten möglichen Maßnahmen gegen Nordkoreas jüngste Aktionen zu beschließen". Kanasugi erklärte, Seoul, Tokio und Washington würden ihr Vorgehen koordinieren, um weitere Sanktionen zu erreichen.
UNO-Krisensitzung
Der UN-Sicherheitsrat hatte am Freitag wenige Stunden nach dem erneuten Atomtest Nordkoreas bei einer Dringlichkeitssitzung in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung angekündigt, nach Artikel 41 der UN-Charta "unverzüglich" angemessene Maßnahmen zu erarbeiten und eine Resolution zu formulieren. Artikel 41 regelt die Möglichkeiten gewaltloser Maßnahmen wie Wirtschaftssanktionen.
Nordkorea hatte am Freitag nach eigenen Angaben einen "neu entwickelten Atomsprengkopf" gezündet. Der südkoreanischen Regierung zufolge handelte es sich um den bisher intensivsten Atomwaffentest Nordkoreas. Laut dem Verteidigungsministerium in Seoul wurde eine Detonationsstärke von rund zehn Kilotonnen gemessen. Die Atombombe, die 1945 über dem japanischen Hiroshima abgeworfen worden war, hatte eine Sprengkraft von rund 15 Kilotonnen.
Der neuerliche Atomtest wurde international einhellig verurteilt - selbst Nordkoreas engster Verbündeter China reagierte empört. Der chinesische UN-Botschafter Liu Jieyi betonte nach dem Ende der Dringlichkeitssitzung die Notwendigkeit, gemeinsam auf eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel hinzuarbeiten. Beide Seiten müssten jede Provokation vermeiden. Zur Frage von Sanktionen äußerte er sich aber nicht.
Der US-Sondergesandte Kim sagte am Sonntag in Tokio, Washington werde weiter den "Dialog" mit Peking suchen. Die US-Regierung dränge China weiter, die bestehenden Sanktionen gegen Nordkorea durchzusetzen. China ist der letzte Verbündete des international sonst isolierten Landes. Es hängt damit wesentlich von China ab, ob es gelingt, den Druck auf Pjöngjang weiter zu erhöhen.
US-Raketenschild für Südkorea
Südkoreas Präsidentin Park Geun-Hye lud unterdessen führende Politiker ihrer konservativen Partei sowie der zwei liberalen Oppositionsparteien für Montag zu einem Treffen ein. Dabei will sie offenbar die Opposition für eine gemeinsame Reaktion auf die atomare Bedrohung aus Nordkorea gewinnen. Dabei geht es insbesondere um die Stationierung des US-Raketenschilds THAAD, das die Opposition kritisch sieht.
Seit dem ersten Atomwaffentest Nordkoreas 2006 hat der UN-Sicherheitsrat bereits fünf Runden von Sanktionen verhängt, doch hielten sie Pjöngjang nicht davon ab, immer wieder Atombomben und Raketen zu testen. Experten sind sich einig, dass Nordkorea über mehrere Atomsprengköpfe verfügt. Bisher wurde die Fähigkeit des Landes, eine Interkontinentalrakete mit einem Atomsprengkopf zu bestücken, allerdings angezweifelt.
Die südkoreanische Presse reagierte am Samstag alarmiert auf den jüngsten Atomtest. Die meistverkaufte südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" bezeichnete Kim als "nuklearen Irren". Andere Blätter forderten in Leitartikeln Washington auf, wieder taktische Atomwaffen in Südkorea zu stationieren, nachdem diese in den neunziger Jahren abgezogen worden waren. Zudem müsse China Nordkorea den Ölhahn zudrehen.