In der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik Weißrussland hat am Sonntag die Parlamentswahl begonnen. Rund sieben Millionen Menschen sind aufgerufen, die 110 Mandate neu zu bestimmen. Mehr als 480 Kandidaten stehen zur Wahl. Experten erwarten einen Sieg regimetreuer Politiker. Die Opposition ist zersplittert und klagt über Beschränkungen durch die Behörden.

Die Führung um Machthaber Alexander Lukaschenko hofft angesichts einer tiefen Wirtschaftskrise, mit einer friedlichen Wahl nach demokratischen Standards ihre Beziehungen zum Westen zu stärken. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kritisiert immer wieder Defizite bei Wahlen in Weißrussland.

Damit die Wahl gültig ist, muss mindestens die Hälfte der Stimmberechtigten teilnehmen. Wie die Wahlleitung am Sonntagmorgen mitteilte, lag die Beteiligung bei der vorzeitigen Stimmabgabe bei mehr als 31 Prozent. Kritiker sagen, die vorzeitige Stimmabgabe vom 6. bis 10. September sei eine Möglichkeit für das Regime, die Wahl zu manipulieren. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr MESZ.

Der 62-jährige Lukaschenko, der enge Beziehungen zur Russland pflegt, regiert in Minsk seit 22 Jahren mit harter Hand. Weißrussland ist das letzte Land in Europa, dass die Todesstrafe vollstreckt.

Die EU hatte 2015 Sanktionen gegen die Führung in Minsk gelockert, nachdem die Behörden politische Gefangene freigelassen hatten und die Präsidentenwahl friedlich abgelaufen war. Bei den Wahlen 2010 waren zahlreiche Oppositionelle und Demonstranten festgenommen worden.

Das Land mit rund 9,5 Millionen Einwohnern und 200.000 Quadratkilometern ist Mitglied der Östlichen Partnerschaft der EU sowie der von Russland dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion. Russland ist wichtigster Handelspartner und versorgt den "kleinen Bruder" mit Energielieferungen.