Gabun wird seit fast 50 Jahren von der Familie Bongo beherrscht: Auch wenn das Ergebnis diemal knapp war - Staatschef Ali Bongo ging erneut als Sieger hervor.

Nach Angaben der Opposition wurden mindestens zwei Menschen getötet, als Sicherheitskräfte in der Nacht auf Donnerstag in Libreville das Hauptquartier von Bongos unterlegenem Gegenspieler Jean Ping stürmten.

Regierungskritiker hatten zuvor das Parlamentsgebäude in Brand gesteckt. Dichter Rauch stand über der Hauptstadt.

"Es gibt zwei Tote und mehrere Verletzte", sagte Ping in der Früh der Nachrichtenagentur AFP in Libreville. Die Republikanische Garde habe die Oppositionszentrale aus Hubschraubern bombardiert und vom Boden aus angegriffen. Ping hielt sich nach eigenen Angaben bei der Erstürmung nicht in dem Hauptquartier auf, die Angaben zu den Opfern habe er aus "sicherer Quelle".

Der Vorsitzende der Oppositionspartei Nationale Union, Zacharie Myboto, erlebte die Erstürmung nach eigenen Angaben in dem Gebäude mit. Die Sicherheitskräfte seien dabei "extrem gewaltsam" vorgegangen, berichtete er. Es werde scharf geschossen und Tränengas eingesetzt.

Regierungssprecher Alain-Claude Bilie-By-Nze rechtfertigte das Vorgehen der Sicherheitskräfte. In der Oppositionszentrale hätten sich Bewaffnete verschanzt, die zuvor das Parlament angezündet hätten, sagte er. Zudem würden sich dort "Hunderte Kriminelle und Ganoven" verstecken. "Das sind keine politischen Demonstranten, sondern Verbrecher", sagte Bilie-By-Nze.

In den Straßen von Libreville war ein massives Aufgebot an Polizei und Soldaten im Einsatz, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Es waren Schüsse zu hören. Der Zugang zum Internet war blockiert.

Laut dem am Mittwoch veröffentlichten vorläufigen amtlichen Wahlergebnis holte Bongo 49,80 Prozent der Stimmen, während Oppositionskandidat Ping auf 48,23 Prozent kam. Bongos Vorsprung lag demnach bei nur 5.594 Stimmen.

Nach Bekanntgabe des Ergebnisses gingen Tausende Oppositionsanhänger auf die Straße, sie lieferten sich Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Dabei wurden mindestens sechs Menschen verletzt. "Ali muss weg!", rief die Menge.

Pings Lager hatte schon vor der Wahl von Betrug gesprochen, weil ein Gericht erlaubt hatte, dass zusätzliche Wählerlisten für Soldaten erstellt wurden. Diese durften auch außerhalb ihres Stimmbezirks wählen. Die Opposition kritisierte, dass dadurch mehrfache Stimmabgaben möglich seien.

Landesweit lag die Wahlbeteiligung bei 59,46 Prozent, in der Provinz Haut-Ogooue wurde hingegen eine außerordentlich hohe Beteiligung von 99,93 Prozent registriert. Bongo gewann dort 95,5 Prozent der Stimmen.

Die Opposition verlangte eine Neuauszählung der Stimmen. "Es wird schwierig werden, die Leute davon zu überzeugen, diese Ergebnisse zu akzeptieren", sagte ein Mitglied der Wahlkommission der Nachrichtenagentur AFP. "Wir haben noch nie solche Ergebnisse gesehen, nicht einmal in der Regierungszeit seines Vaters."

Gabun wird seit fast 50 Jahren von der Familie Bongo beherrscht. Ali Bongo trat das Präsidentenamt 2009 nach dem Tod seines Vaters Omar an, der 41 Jahre lang Staatschef war.

Trotz reicher Ölvorkommen lebt ein Drittel der Bevölkerung von Gabun in Armut. Wegen des Niedergangs des Erdölsektors wurden tausende Arbeiter entlassen. Sowohl Ping, der unter Omar Bongo mehrmals Minister war, als auch Amtsinhaber Ali Bongo hatten im Wahlkampf einen Neuanfang angekündigt.