Zwei Tage nach Beginn der türkischen Bodenoffensive in Syrien hat die Türkei weitere Panzer in den Norden des Nachbarlandes verlegt. Vier Panzer rollten am Freitag in Richtung des syrischen Grenzortes Jarablus, wie ein AFP-Fotograf beobachtete. Aus Jarablus waren Explosionen zu hören.
An der Seite der Türkei kämpfende syrische Rebellen hatten die Stadt am Westufer des Euphrats am Mittwoch bon der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) erobert. Mit Unterstützung von US-Kampfflugzeugen hatte die Türkei am Mittwoch ihre bisher größte Offensive gegen den IS auf syrischem Territorium gestartet.
Die türkische Armee hat am Donnerstagabend kurdische Stellungen in Nordsyrien mit Artilleriegranaten beschossen. Nach Angaben der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu vom frühen Freitag eröffneten die türkischen Streitkräfte das Feuer auf die Kurdenmiliz YPG.
Verlegung der Einheiten gefordert
Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen hieß es, die YPG habe sich nicht wie angenommen auf das Ostufer des Euphrats zurückgezogen, sondern habe versucht, Geländegewinne zu erzielen.
Ankara und Washington hatten von der Kurdenmiliz gefordert, ihre Einheiten in die Region östlich des Flusses Euphrat zu verlegen. Die Türkei hatte erklärt, sie werde ihren Militäreinsatz in Nordsyrien solange fortsetzen, bis die Kurden auf die andere Flussseite zurückgedrängt seien. Ankara will verhindern, dass die Kurden in Syrien ihr Herrschaftsgebiet weiter vergrößern und dort noch mehr Autonomie bekommen.
Anadolu hatte zuvor berichtet, US-Außenminister John Kerry habe seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu in einem Telefongespräch am Donnerstag versichert, die Verlegung der kurdischen Verbände sei im Gange.
YPG als wichtigster Partner
Der Sprecher der US-geführten internationalen Koalition, John L. Dorrian, erklärte, der Großteil der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) habe sich östlich des Euphrats zurückgezogen. Einige Einheiten seien jedoch zurückgeblieben, um zusammen mit Einwohnern Sprengfallen zu beseitigen und sicherzustellen, dass es keine IS-Schläferzellen gebe. Bei den Demokratischen Kräften Syriens handelt es sich um ein Bündnis, das von der Kurdenmiliz YPG dominiert wird.
Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, Teile dieser Koalition hätten sich östlich des Flusses zurückgezogen. Die YPG selbst teilte mit, ihre Kräfte hätten die von ihr eingenommene Stadt Manbij westlich des Euphrats schon Mitte August an den lokalen Militärrat übergeben.
Die YPG ist in Syrien im Kampf gegen den IS der wichtigste Partner der internationalen Koalition. Die Kurden haben von den Extremisten im Norden Syriens mit Luftunterstützung der Koalition große Gebiete erobert und dort eine Selbstverwaltung ausgerufen. Zudem kontrollieren die Kurden den größten Teil der Grenze zur Türkei.