In einer Grußbotschaft, die am Sonntag bei der großen türkischen Demonstration in Köln aus den Reihen der Organisatoren verlesen wurde, erinnerte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan daran, dass in der Putschnacht auch in Deutschland viele Menschen auf die Straße gegangen seien. Die Kölner Demonstration zeige, dass das Band zwischen der Türkei und den in Deutschland lebenden Türkischstämmigen immer noch sehr eng sei. Daran werde sich auch niemals etwas ändern. "Heute ist die Türkei stärker als sie je vor dem 15. Juli gewesen ist", sagte Erdogan.

Der Präsident sollte ursprünglich auf einer Videogroßleinwand live zugeschaltet werden, dies war den Veranstaltern jedoch untersagt worden, was für Kritik der türkischen Regierung sorgte.

Gemeinsamkeiten zwischen AKP und AfD

Der migrationspolitische Sprecher der deutschen Grünen, Volker Beck, hat zur Auseinandersetzung mit Unterstützern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland aufgerufen. "Das ist ein Konflikt zwischen jenen, die Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie unterstützen. Und jenen, die dagegen sind. Das sind unsere Feinde", sagte Beck der "Huffington Post" vom Sonntag.

Dort, nicht zwischen Türken und Deutschen, verlaufe die Konfliktlinie. Von den Pro-Erdogan-Demonstrierenden fordere er ein klares Bekenntnis zur Demokratie. Glaubwürdig sei dies aber nur, wenn es "ein Nein zu Erdogans Repressalien gegen Opposition, freie Presse und unabhängige Justiz enthält".

"Es hilft nichts, sich zurückzuziehen und zu hoffen, dass schon von selbst alles gut wird", sagte Beck. Auch Ausgrenzung oder Ignoranz helfe nicht. Man müssen diesen Menschen vielmehr klarmachen, dass die hiesigen Grundwerte Bestand hätten. "Wir müssen mit denen streiten, die das anders sehen, egal ob ihre Großeltern nun aus Dresden oder Diyarbakir, aus Köln oder Bodrum stammen." Die Einwanderungsgesellschaft müsse erwachsen werden. "Wir, Alteingesessene und Eingewanderte gemeinsam, müssen lernen, uns zu streiten. Dass türkischstämmige Menschen eine ganz unterschiedliche Sichtweise haben, das wurde schon bei der Diskussion um die Armenien-Resolution für jeden erfahrbar."

Beck sagte weiter, Erdogans Partei AKP und die deutsche AfD hätten erstaunlich viel gemeinsam. "Sie verteufeln die freien Medien, diskreditieren Minderheiten und haben ein rückständiges Gesellschaftsbild."

Groß-Demonstration

Zwei Wochen nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei bekundeten in Köln tausende Menschen bei einer umstrittenen Groß-Demonstration ihre Solidarität mit Erdogan bekundet. Das türkische Volk habe sich gegen den Putsch und damit für Demokratie eingesetzt, rief ein Redner auf der Kundgebung am Sonntag. Dies sei ein Vorbild für die ganze Welt und diese müsse sich solidarisch mit der Türkei und ihrer Regierung zeigen.

Die Veranstaltung belastete die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland weiter.

Weitgehend friedlich verlaufen

Nach Angaben der Behörden kamen zu der Kundgebung rund 20.000 Teilnehmer, im Vorfeld waren 30.000 erwartet worden. Die Polizei sprach von rund 40.000 Teilnehmern. Auch mehrere Gegendemonstrationen waren angemeldet. Zu einer Kundgebung der rechtsextremen Bewegung pro NRW kamen den Angaben zufolge 290 Menschen. 3000 Polizisten waren im Einsatz, um für Sicherheit zu sorgen. Vereinzelt gab es Zwischenfälle, doch gelang es der Polizei weitgehend, die verschiedenen Lager zu trennen. Polizeipräsident Jürgen Mathies zeigte sich in einer Zwischenbilanz zufrieden mit dem Einsatzverlauf. Polizeipräsident erklärte am Abend, der gesamte Einsatz sei "bisher positiv verlaufen" und "sehr richtig kalkuliert" gewesen. Innenminister Ralf Jäger (SPD) lobte die "große Umsicht und Professionalität" der Polizei bei dem "brisanten und komplexen" Einsatz.