Nach dem islamistischen Anschlag auf eine Kirche im Norden Frankreichs haben zwei der bei der Tat anwesenden Nonnen über die Minuten nach dem Mord an dem Priester berichtet. Schwester Huguette und Schwester Helene erzählten der neuen Ausgabe der katholischen Wochenzeitung "La Vie", wie sich nach der Tat ein surreales Gespräch mit den Islamisten über Religion und den Tod entwickelte.
Die beiden mit Messern bewaffneten Männer waren am Dienstagmorgen in die Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen eingedrungen, in der sich der Priester, drei Nonnen und zwei Gemeindemitglieder befanden. Die Angreifer schnitten dem Priester die Kehle durch und verletzten einen über 80 Jahre alten Gottesdienstbesucher schwer. Später wurden sie von Polizisten erschossen.
Täter lächelten
Nach dem aggressiven Anschlag habe einer der Attentäter gelächelt, sagte Schwester Huguette nun der Wochenzeitung. "Aber es war kein triumphierendes Lächeln, sondern ein sanftes, von jemanden, der glücklich ist." Dann habe einer der Männer Schwester Hélène gefragt, ob sie den Koran kenne. "Ja, ich respektiere ihn wie ich die Bibel respektiere, ich habe bereits mehrere Suren gelesen", antwortete sie demnach.
Besonders die Suren über den Frieden hätten sie beeindruckt, sagte Hélène. "Frieden, das ist das, was wir wollen", antwortete einer der Attentäter. "Solange Bomben auf Syrien fallen, werden wir die Attentate fortsetzen", fuhr er fort. "Wenn Ihr aufhört, hören wir auch auf." Auch über Jesus und die Angst vor dem Tod hätten die Männer mit den Nonnen gesprochen.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag in der Kirche für sich reklamiert. Frankreich ist an einer internationalen Militärkoalition beteiligt, die den IS bekämpft. Die Miliz kontrolliert im Irak und in Syrien weite Landesteile.
Verfahren gegen 19-Jährigen mit Video
Indes hat die französische Justiz hat ein Anklageverfahren gegen einen 19-Jährigen eröffnet, bei dem vor dem Anschlag auf eine Kirche ein Video eines der Attentäter gefunden worden war. Dem Mann werde Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, meldete die französische Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Justizkreise.
Der 19-Jährige war bereits am Montag im Zuge einer Untersuchung der Nachrichtendienste festgenommen worden. Auf einem Handy in seiner Wohnung war ein Video gefunden worden, auf dem sich Abdel-Malik Petitjean zur Terrormiliz Islamischer Staat bekannte. Petitjean und ein weiterer Islamist - Adel Kermiche - hatten am Dienstag in einer Kirche bei Rouen Geiseln genommen und ermordeten den 85 Jahre alten Priester Jacques Hamel.
Im Zuge der Ermittlungen nach dem Anschlag gab es mehrere Festnahmen. Drei Personen saßen am Freitag noch zur weiteren Vernehmung in Polizeigewahrsam.
Nach dem islamistischen Anschlag auf eine Kirche in Nordfrankreich hatte Premierminister Manuel Valls ein "Versagen" der Justizbehörden eingeräumt. Dass die Staatsanwaltschaft einen der beiden Attentäter mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen habe, sei ein Fehler gewesen - "das sollten wir anerkennen", sagte Valls.