Die Kür von Hillary Clinton zur Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten wird von vielen Problemen überschattet. Vor Beginn des Konvents in Philadelphia am Montag kündigte Parteichefin Debbie Wasserman Schultz ihren Rücktritt an. Clintons Wahlkampfmanager Robby Mook beschuldigt Moskau, hinter jenem Hackerangriff auf die Demokraten zu stecken, der geheime E-Mails ans Licht brachte. Und diese E-Mail-Affäre scheint noch nicht zu Ende zu sein.
Anlass für den Rücktritt von Wasserman Schultz war die Veröffentlichung von gehackten E-Mails. Diese lassen darauf schließen, dass der Parteivorstand insgeheim schon im Frühjahr Clinton den Vorzug vor ihrem später unterlegenen parteiinternen Rivalen Bernie Sanders gab.
Interims-Parteichefin Donna Brazile bereitete die Partei inzwischen darauf vor, dass noch "viele tausend" E-Mails veröffentlicht werden könnten. Die Parteiführung müsse sich wohl noch "für eine Menge Sachen entschuldigen", prophezeite sie.
Bis Donnerstag werden sich Tausende Delegierte in Philadelphia versammeln. Clinton hatte sich in den erbittert geführten Vorwahlen gegen den Parteilinken Sanders durchgesetzt. Die ehemalige Außenministerin hat mit Senator Tim Kaine aus Virginia nun allerdings einen relativ konservativen Politiker als Vizepräsidentschaftskandidaten ausgewählt. Sanders sagte dem Sender NBC, Kaine sei zwar "ein netter Kerl". Er hätte sich allerdings eine im politischen Spektrum weiter links angesiedelte Person gewünscht. Sanders blieb jedoch bei seiner Unterstützung für Clinton: "Wir müssen Clinton wählen", sagte er im Fernsehsender NBC.
Clintons Wahlkampfmanager Robby Mook machte die russische Regierung für den Hacker-Angriff verantwortlich. Damit solle Clinton geschadet und die Kampagne des Republikaners Donald Trump unterstützt werden, sagte er am Sonntag im US-Fernsehen. Präsident Wladimir Putin und Trump wird ein gutes Verhältnis nachgesagt.
Für Sprengstoff auf dem Parteitag dürfte auch die Entscheidung von Wasserman Schultz sorgen, erst nach dem Konvent abzutreten. "Sie hätten schon vor Monaten ihren Hut nehmen sollen. Warum will sie noch bis Ende der Woche warten?", fragte etwa Sanders-Anhänger Norman Solomon aus Kalifornien.
Inmitten der negativen Nachrichten dürfte es Clinton gelegen kommen, dass sie der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg einem Bericht der "New York Times" zufolge in Philadelphia unterstützen wird. Die Präsidentenwahl findet am 8. November statt.
Sorgen dürfte Clinton auch die jüngste Umfrage des US-Nachrichtensenders CNN verursachen: Demnach hat Trump die bisherige Favoritin überholt. Im direkten Vergleich der beiden Kandidaten führt Trump mit 48 zu 45 Prozent vor Clinton. Die Erhebung wurde nach dem republikanischen Nominierungsparteitag durchgeführt.