In Ansbach hat am Sonntagabend ein 27-jähriger Syrer im Eingangsbereich eines Musikfestivals einen Sprengsatz zur Explosion gebracht. Der Mann starb, mindestens 15 weitere Menschen wurden verletzt. Laut Informationen der Polizei vom frühen Nachmittag schwebt keines der Opfer in Lebensgefahr - zunächst hatte es geheißen, dass drei Menschen um ihr Leben kämpften.
Laut dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann lebte der Syrer seit zwei Jahren in Deutschland und hatte Asyl beantragt. Nach der Explosion befindet sich Ansbach in Schockstarre.
Syrer wurde in Österreich registriert
Der Selbstmordattentäter von Ansbach soll auf seiner Flucht nach Deutschland auch in Österreich und zuvor in Bulgarien registriert worden sein. Dies gehe aus entsprechenden Einträgen im Eurodac-System, der gesamteuropäischen asylrechtlichen Datenbank, hervor, erklärte ein Sprecher des deutschen Innenministeriums laut AFP am Montag in Berlin.
Im Wiener Innenministerium konnte man vorerst nicht bestätigen, dass der syrische Flüchtlinge auch durch Österreich gereist ist. "Aktuell liegt noch keine Bestätigung vor", sagte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck auf APA-Anfrage. "Wir sind in Kontakt mit den deutschen Behörden."
Seehofer: "Bayern erlebt Tage des Schreckens"
Der Ministerpräsident Bayerns, Horst Seehofer, hat sich nach dem Bombenanschlag in Ansbach erschüttert und zugleich entschlossen gezeigt. "Bayern erlebt Tage des Schreckens", sagte Seehofer am Montag nach Angaben eines Sprechers. Zum dritten Mal in einer Woche sei sein Bundesland von einer schweren Gewalttat erschüttert worden.
"Unser Mitgefühl gilt den Verletzten des heimtückischen und brutalen Bombenanschlags in Ansbach." Er wünschte den Verletzten schnelle und vollständige Genesung und ihren Angehörigen "viel Kraft in diesen schweren Stunden".
"Rechtsstaat darf nicht weichen"
Nun müssten die Hintergründe und Zusammenhänge der Tat "schnell und lückenlos aufgeklärt" werden, sagte Seehofer. "Nur so können wir die richtigen Schlussfolgerungen ziehen." Den Einsatzkräften und Helfern dankte er für ihren "vorbildlichen Einsatz".
Trotzdem gelte: "Der Rechtsstaat wird nicht weichen." Von Dienstag an will die bayrische Regierung bei einer Kabinettsklausur am Tegernsee, südlich von München, über das Thema Sicherheit beraten.
Islamistischer Hintergrund möglich
Nach dem Selbstmordanschlag im bayerischen Ansbach ist weiter unklar, ob der syrische Täter aus islamistischen Motiven gehandelt hat. Dies sei offen, sagte eine Polizei-Sprecherin am Montag in München. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hatte in der Nacht gesagt, die Art der Explosion mit einem mit Sprengstoff und Nägeln gefüllten Rucksack legten einen islamistischen Anschlag nahe.
Der Attentäter von Ansbach hätte nach Bulgarien abgeschoben werden sollen. Dies erklärte eine Sprecher des deutschen Innenministeriums am Montag in Berlin. Der Täter hatte in Deutschland um Asyl angesucht, was jedoch abgelehnt worden war. Er habe aber den Status der Duldung gehabt. Er war wegen Drogendelikten polizeibekannt und galt als suizidgefährdet.
Es sei unklar, ob er nur in Suizidabsicht gehandelt habe oder ob er andere Menschen mit in den Tod habe nehmen wollen. Der Inhalt des Rucksacks, den der Täter bei sich trug, sei aber geeignet gewesen, noch mehr Menschen zu töten.
Polizeiangaben zufolge waren weit verstreut Metallteile aufgefunden worden. Bei islamistischen Anschlägen im Nahen Osten werden häufig Metallteile oder Nägel zur Verstärkung der Wirkung eines Sprengsatzes benutzt. Wieweit die Tat islamistischem Terror zuzuordnen sei, müssten die Ermittlungen zeigen, sagte Herrmann. Auszuschließen sei dies nicht.
Der Sprengsatz detonierte nach Polizeiangaben kurz nach 22.00 Uhr in der Nähe des Eingangs zu einem Musikfestival mit mehr als 2.000 Teilnehmern. Das Festivalgelände wurde evakuiert. Der Nürnberger Polizeivizepräsident Roman Fertinger erklärte, der 27-Jährige habe den Sprengsatz in einem Rucksack gehabt. "Wenn er mit dem Rucksack in die Veranstaltung gelangt wäre, hätte es bestimmt mehr Opfer gegeben", sagte Fertinger. Er sei am Eingang aber abgewiesen worden, weil er keine Eintrittskarte hatte.
Der mutmaßliche Täter von Ansbach war als "freundlich, unauffällig und nett" bekannt. Das sagte Reinhold Eschenbacher vom städtischen Sozialamt am Montag. "Der junge Mann war öfters als Asylbewerber hier und bei uns bekannt. Da ging es um soziale Leistungen", sagte er. In der fränkischen Stadt leben derzeit laut Oberbürgermeisterin Carda Seidel rund 600 Asylbewerber.
Es ist die dritte Bluttat in Bayern innerhalb einer Woche. Am Montagabend hatte ein Flüchtling in einem Regionalzug in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen, am Freitagabend war ein junger Mann in München Amok gelaufen. Mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt. In Ansbach sorgte die Explosion erneut für einen Großeinsatz der Polizei, die mit 200 Kräften anrückte. Feuerwehr und Rettungsdienste waren mit 350 Mann im Einsatz.
Wolfgang Ambros eröffnete Festival
Wolfgang Ambros eröffnete im Rahmen seiner "Der Watzmann ruft!"-Abschiedstour das Festival "Ansbach Open". "Selbstverständlich ist es in erster Linie Betroffenheit, die uns bewegt, zusammen mit den besten Genesungswünschen für die Attentatsopfer", heißt es in einem Statement, das das "Watzmann"-Team der APA auf Anfrage übermittelte.
"Zum Zweiten lassen wir uns den uns gemeinsamen, grundsätzlich altruistischen Blick auf die Welt nicht nehmen", so das Team. "Es soll jedoch gesagt sein: Wenn man selbst knapp einem Attentat entrinnt und nach der sich der im Tagesrhythmus häufenden Anzahl von Wahnsinnstaten, beginnt man an der Einzelfall-Apologetik zu zweifeln."