Bei den Angriffen in der Nacht auf Sonntag starb ein Neugeborenes, wie der Verband unabhängiger Mediziner (IDA) mitteilte. IS-Kämpfer ließen indes ein kurdisches Ultimatum verstreichen, während sich das Regime zu Friedensgesprächen bereit erklärte.

Laut IDA starb das Neugeborene, weil nach dem Angriff das System zur künstlichen Beatmung ausfiel. Alle vier Feldkrankenhäuser mussten ihren Betrieb einstellen. In den vergangenen Monaten wurden im belagerten Osten Aleppos wiederholt Kliniken von Luftangriffen getroffen. In den Rebellengebieten der Stadt leben etwa 200.000 Menschen.

Nach Angaben des IDA sind in den östlichen Stadtteilen von Aleppo nur noch fünf Krankenhäuser in Betrieb. Es handle sich um eine "große menschliche Katastrophe". Die Belagerung der Stadt und die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen seien Kriegsverbrechen. Marianne Gasser von der Rot-Kreuz-Vertretung in Syrien erklärte, die Angriffe erfüllten sie "mit Hoffnungslosigkeit".

135 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es 2015 in Syrien 135 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und ihre Mitarbeiter. Insgesamt wurden nach UNO-Angaben seit Beginn des Syrien-Konflikts mehr als 700 Ärzte und Krankenpfleger getötet. Einige Landesteile sind mittlerweile von jeglicher medizinischen Versorgung abgeschnitten.

Aleppo, die zweitgrößte Stadt Syriens, ist seit 2012 zwischen Armee und Rebellen geteilt. Seit 17. Juli werden die von Rebellen beherrschten östlichen Stadtteile von der Regierungsarmee belagert. Seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges im März 2011 wurden mehr als 280.000 Menschen getötet, Millionen weitere ergriffen die Flucht.

UNO plant neue Syrien-Konferenz in Genf

Unterdessen erklärte sich das syrische Regime laut einem Medienbericht zu weiteren Friedensgesprächen bereit. Das Land stelle keine Vorbedingungen, berichtete die Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf einen Vertreter des Außenministeriums am Sonntag. Syrien werde den Dialog mit der Unterstützung der Vereinten Nationen fortsetzen. Eine Einmischung von anderen Ländern dürfe es aber nicht geben. Die UNO plant im August eine neue Syrien-Konferenz in Genf. Die Friedensgespräche zwischen syrischer Regierung und Opposition sowie den Regionalmächten waren im Frühjahr angesichts der aufflammenden Gewalt erfolglos abgebrochen worden.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ließ am Wochenende ein Ultimatum kurdischer Kämpfer verstreichen, die belagerte nordsyrische Stadt Manbij zu verlassen. Die kurdisch geführten und von den USA unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) hatten das mit 48 Stunden befristete Ultimatum am Donnerstag ausgesprochen. Die heftigen Kämpfe gingen am Wochenende weiter.

Russland räumte indes einen umstrittenen Angriff auf einen von der Anti-IS-Koalition genutzten Stützpunkt in Syrien indirekt ein. Der Zeitung "Wall Street Journal" zufolge hatten russische Jets eine Basis bombardiert, von der aus amerikanische und britische Spezialkräften operieren. Das Verteidigungsministerium in Moskau wollte dies am Samstag zwar nicht bestätigen, allerdings sagte Sprecher Igor Konaschenkow der Agentur Interfax zufolge: "Nur im Falle gemeinsamer Handlungen wird es gelingen, eine Wiederholung ähnlicher Vorfälle zu vermeiden." Die Militärführung der Anti-IS-Koalition habe "die Verantwortung dafür, dass sich Angehörige der Koalition in Gefahr bringen", sagte der russische Generalmajor.