Eine Woche nach dem Putschversuch in der Türkei hat die Regierung unter dem Ausnahmezustand die Ausreisekontrollen für türkische Staatsbürger verschärft. Bei der Passkontrolle an den internationalen Flughäfen des Landes müssten ausreisende Staatsbürger nun einen Nachweis ihrer Tätigkeit erbringen, hieß es am Freitag aus Regierungskreisen in Ankara.
Man wolle damit die Flucht von Menschen mit Verbindungen zu dem Putschversuch verhindern. Staatsbedienstete müssen eine Bescheinigung ihrer Behörde vorlegen, in der ausdrücklich erwähnt wird, dass ihrer Ausreise nichts im Wege steht. Das gilt auch für ihre Ehepartner und Kinder. Andere Beschäftigte müssen nachweisen, dass sie im Privatsektor tätig und somit keine Staatsbediensteten sind.
"Unterwandert"
Die Regierung hat angekündigt, staatliche Stellen von Unterstützern des Predigers Fethullah Gülen zu "säubern", den Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Putschversuch verantwortlich macht. Die Regierung vermutet, dass zahlreiche Behörden von ihnen unterwandert sind. Allen Staatsbediensteten wurde der Urlaub gestrichen. Diejenigen im Ausland wurden zur Rückkehr aufgefordert.
Türkische Medien berichteten, von Studenten könne bei der Ausreise eine Studienbescheinigung verlangt werden. Rentner und Arbeitslose benötigten einen Nachweis der Sozialversicherung. Aus deren Nummer ist erkennbar, ob die Person im Staatsdienst tätig ist oder nicht. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, Staatsbedienstete dürften generell nicht mehr nach Nordzypern oder Georgien ausreisen, für die kein Reisepass benötigt wird.
Die Universität Wien lehnt die von der Türkei verhängten Maßnahmen wie Ausreisesperren für Wissenschafter "schärfstens ab", das erinnere "an die frühere DDR". Die Türkei benötige den offenen Austausch in Wissenschaft und Forschung "genauso wie wir und schadet mit diesen Maßnahmen auch ihren eigenen Interessen", so der Rektor der Uni Wien, Heinz Engl in einer Aussendung.