Der russische Präsident Wladimir Putin hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande aufgerufen, in Kiew auf Friedensschritte für die umkämpfte Ostukraine zu dringen. Putin habe telefonisch seine Sorge über zunehmende Verstöße gegen die Waffenruhe zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Separatisten geäußert, teilte der Kreml mit.

Merkel und Hollande hatten im Februar 2015 gemeinsam mit Putin und dem ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko den Minsker Friedensplan ausgehandelt. Die Umsetzung des Abkommens kommt jedoch seit Monaten nicht voran. Kiew und die Aufständischen machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Sowohl die Nato als auch die Führung in Kiew sehen eine Beteiligung russischer Soldaten an den Kämpfen als erwiesen an, Moskau hat dies offiziell stets zurückgewiesen.

Putin, Merkel und Hollande haben sich für weitere Verhandlungen auf verschiedenen Ebenen ausgesprochen, um den Friedensprozess voran zu treiben. Poroschenko wird heute beim Warschauer Nato-Gipfel erwartet, wo auch Hollande und Merkel anwesend sind.

Putin warf der ukrainischen Armee erneut Provokationen vor, die Aufständischen berichteten vom Einsatz verbotener Artillerie. Die Militärführung in Kiew berichtete ihrerseits von zwei getöteten Soldaten bei Kämpfen mit Separatisten. Seit Jahresanfang zählen die Streitkräfte demnach 105 Tote und mehr als 560 Verletzte.

US-Außenminister John Kerry hat unterdessen Hoffnungen der Ukraine auf einen baldigen Nato-Beitritt einen Dämpfer erteilt. Das krisengeschüttelte Land habe noch einen langen Weg der Reformen im Verteidigungssektor vor sich - dies räume Poroschenko selbst ein, meinte Kerry bei einem Besuch in Kiew. Die Regierung habe noch nicht abschließend über einen Beitrittsantrag entschieden, sagte Poroschenko. In der Ex-Sowjetrepublik liegen die Zustimmungsraten für einen Beitritt Umfragen zufolge bei 78 Prozent. Kerry warb in Kiew für das Abkommen von Minsk für Frieden in der Ostukraine. "Es sollte jedoch keinen Zweifel geben, dass dafür eine vollständige Waffenruhe geschaffen werden muss", unterstrich er.