Verkündet werden soll der Kandidat wohl Ende der kommenden Woche, um dann die maximale Aufmerksamkeit für den Neuen in Cleveland (18.-21. Juli) ordentlich auszuschlachten.

Erfahren und jung, telegen und beliebt, sozialkonservativ und evangelikal - Trump muss viele Attribute bedenken, wenn er seinen "Running Mate" wählt. Der oder die muss möglichst viel davon sein, was Trump nicht ist, darf ihm aber keinesfalls die Schau stehlen.

Der Reality-Show-Experte Trump verfährt seit Tagen nach dem gleichen Prinzip: Kandidaten treffen, auch deren Familien, danach höflich bis begeistert darüber twittern. "Trump, der Polit-Anfänger, braucht auf jeden Fall einen Erwachsenen im Raum", ätzen mehrere US-Medien.

Eine Übersicht der am höchsten gehandelten Namen:

NEWT GINGRICH (73): Eingefleischter, sehr prominenter Republikaner. War mal Gesicht der Partei. Laut, hart, kontrovers. Wäre ein Zeichen an die murrende Parteiführung. Als früherer Präsident des Abgeordnetenhauses Maschinist der Macht und sehr erfahren. Gehört mit dieser Erfahrung aber auch zum "Establishment" - 2016 ein ganz schwieriges Etikett. Drei Mal verheiratet, wie Trump. Gilt als Topfavorit, trotz seines Alters.

CHRIS CHRISTIE (53): Gouverneur von New Jersey. Versuchte sich zunächst selbst als Präsidentschaftskandidat, sortierte sich nach dem Scheitern eilig und überraschend hinter Trump ein. Anhänger loben seine Volkstümlichkeit, Kritiker werfen ihm Großmäuligkeit vor. Redet eher ungefiltert. Changiert zwischen politisch moderat und rechts. Hat aber ein Problem mit Jared Kushner, Trumps einflussreichem Schwiegersohn, weil er einst dessen Vater hinter Gitter brachte.

MIKE PENCE (57): Führt als Gouverneur Indianas einen umkämpften Staat im "Rust Belt" (Rostgürtel) - einer Region im Nordosten des Landes, die durch die Schwerindustrie und deren Verfall geprägt ist. Kennt Washington aus seiner Zeit in der Parteiführung. Dachte für die Rennen 2012 und 2016 selbst an eine Kandidatur. Sehr beliebt nicht nur bei Evangelikalen und Sozialkonservativen. Seine Nominierung wäre eine feste Umarmung der Rechten, die Trumps Positionsfeste bezweifeln. Müsste sich, sollte Trumps Wahl auf ihn fallen, zwingend vor dem 15. Juli aus dem Rennen um seine Wiederwahl verabschieden. Wird recht hoch gewettet.

JONI ERNST (46): Dienstjüngste US-Senatorin (Iowa). Gilt als aufsteigender Stern und unverbrauchtes Gesicht der Partei. Brächte als Veteranin des Irak-Kriegs militärische Erfahrung mit, könnte das miserable Ansehen von Trumps Kampagne bei Frauen verbessern. Problem: innenpolitisch sehr unerfahren. Bewarb sich so für den Senat: "Während ich aufwuchs, kastrierte ich Schweine auf einer Farm in Iowa. Wenn es also nach Washington geht, weiß ich, wie man Schweinefleisch säbelt." Das englische Wort für Schweinefleisch, "Pork", bezeichnet in der US-Politik finanzielle Begünstigungen aus politischen Gründen. Ernst sagte aber am Mittwoch, dass sie "Präsident Trump" im Senat wohl besser helfen könne denn als Vize.

TOM COTTON (39): Senator von Arkansas, vorher Abgeordneter, kennt sich somit aus auf dem "Hill". Harvard-Absolvent, telegen und im Vergleich geradezu blutjung. Sehr wohlgelitten bei der Fraktion konservativer Außenpolitiker, die Trump fast geschlossen den Rücken kehrte. Wird bereits jetzt als Bewerber für 2020 gehandelt, allerdings für die erste Reihe.

BOB CORKER (63): Senator von Tennessee. War hoch gehandelt, nahm sich am Mittwoch selbst aus dem Rennen: Es gebe andere, die das besser könnten, und er könne andere Sachen besser. Geht Trump nur bis zur Schulter, was im "Bilder sind alles"-Zeitalter auch dessen Team bemerkt haben wird. Bleibt Außenminister der Schattenreserve.

JEFFERSON BEAUREGARD "JEFF" SESSIONS (69): Alter Senatshase (Alabama, seit 1996). War der erste aus dem Oberhaus, der Trump öffentlich unterstützte. Stramm konservativ, Garant für die Sicherung der rechten Flanke. Stimmt mit Trump in vielem überein, mitverantwortlich für Trumps Positionen zur Immigration. Reichlich legislative Erfahrung, in der 2016er Konstellation eine Schlüsselqualifikation.