Nach dem Selbstmordanschlag in einem Einkaufsviertel von Bagdad ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 250 gestiegen. Das erklärten Behördenvertreter in der
irakischen Hauptstadt am Montag, einen Tag nach der Tat, zu der sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt hatte. Ein Selbstmordattentäter hatte sich in der Nacht auf Sonntag mit einem mit Sprengstoff beladenen Auto inmitten einkaufender Menschen im Zentrum von Bagdad in die Luft gesprengt.

Der Sprengsatz explodierte in dem belebten Geschäftsviertel Karrada, wo wegen der bevorstehenden Feierlichkeiten zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan viele Menschen ihre Einkäufe erledigten. Der IS erklärte laut dem auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmen SITE, der Selbstmordanschlag habe sich gegen Schiiten gerichtet. Die sunnitische IS-Miliz verübt immer wieder Anschläge auf Zivilisten in Bagdad und anderen irakischen Städten.

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Am Anschlagsort waren zahlreiche Helfer im Einsatz. Männer bargen zwei Leichen aus einem brennenden Gebäude. Feuerwehrleute löschten den Brand, der sich durch die Detonation entzündet hatte. Überall lagen Trümmerteile herum.

Ministerpräsident Haider al-Abadi besuchte den Anschlagsort und versprach nach Angaben seines Büros, die für die Tat Verantwortlichen würden "bestraft". Der Regierungschef zog sich aber wegen der Wut der Anrainer schnell wieder zurück, wie die unabhängige Webseite Alsumaria News berichtete. In einem im Internet verbreiteten Video waren unterdessen irakische Bürger zu sehen, die ihrem Ärger über Unfähigkeit der Regierung Luft machten, derartige Taten zu verhindern. Sie warfen Steine auf einen Autokonvoi, in dem sich den Angaben zufolge Abadi befand.

Ein weiterer Sprengsatz detonierte am Sonntag auf einem ebenfalls gut besuchten Markt im Schiiten-Viertel Al-Shaab im Norden von Bagdad. Dort wurden nach Angaben aus Polizeikreisen mindestens zwei Menschen getötet.

Der IS hatte 2014 die Kontrolle über weite Teile des Irak übernommen. In der Folge ging die Zahl der Anschläge in Bagdad zurück - offenbar konzentrierten sich die Jihadisten auf ihre Gebiete nördlich und westlich der Hauptstadt. Zuletzt verlor der IS aber einige Gebiete wieder, vor einer Woche eroberte die irakische Armee auch die Stadt Falluja 50 Kilometer westlich von Bagdad zurück. Die Regierung feierte die Rückeroberung der IS-Hochburg als großen Erfolg.

Die Eroberung von Falluja war von US-gestützten Luftangriffen unterstützt worden. Am Freitag verkündeten die USA zudem die Tötung zweier IS-Kommandanten im Irak. Diese seien bei einem Luftangriff nahe Mossul getötet worden, der letzten noch vom IS kontrollierten irakischen Großstadt. Die irakischen Truppen und ihre Verbündeten konzentrieren sich derzeit auf die Befreiung von Mossul.

Der Anschlag in Karrada vom Sonntag ist der bisher blutigste Anschlag in Bagdad heuer. Er ist zudem der erste größere Angriff des IS in der irakischen Hauptstadt, seit bei einem Doppelanschlag am 17. Mai fast 50 Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt wurden.

Wegen der unzähligen Fahrzeuge, die täglich die Stadtgrenzen von Bagdad passieren, sind solche Anschläge kaum vermeidbar. Hinzu kommt, dass die Sicherheitskräfte noch immer nicht funktionierende Bombendetektoren verwenden, die ein britischer Geschäftsmann einst an den Irak verkaufte.