Als dem britischen Rechtspopulisten Nigel Farage zu Beginn seiner Rede lautstarke Buhrufe entgegenschallten, meinte der EU-Gegner, er sei vor 17 Jahren nach Brüssel gekommen und habe damals gesagt, er wolle erreichen, dass Großbritannien aus der EU austritt. Damals sei er ausgelacht worden - „jetzt lachen Sie nicht mehr und deshalb sind Sie so wütend“.
Er warf den EU-Abgeordneten vor: „Sie haben noch nie einen richtigen Job in ihrem Leben gemacht." EU-Präsident Martin Schulz musste die Sitzung unterbrechen und Farage und die protestierenden Abgeordneten zur Ordnung rufen. Farage sprach sich dafür aus, rasch zu handeln - so wie die britischen Konservativen forderte aber auch er, zuerst einen neuen Handelsvertrag auszuhandeln.
"Das ist kindisches Verhalten"
Die EU müsse nun „erwachsen“ reagieren. Farage warf den EU-Institutionen kindisches Verhalten vor und forderte umgehende Verhandlungen. Beide Seiten würden davon profitieren - um als Warnung hinzuzufügen: Sollten die EU Verhandlungen verweigern, würde sie das mehr treffen als Großbritannien. „Warum sind wir nicht einfach pragmatisch und erwachsen? Lassen Sie uns einen vernünftigen Deal aushandeln, dann werden wir nachher auch Ihre besten Freunde in der Welt sein.“
Juncker nennt Farage "Lügner"
Im Gegenzug warf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker dem Führer der Brexit-Kampagne und britischen Europaparlamentarier Nigel Farage Lügen vor. Juncker sagte unter Hinweis auf Budgetaussagen von Farage, "Sie haben gelogen." Man dürfe eine "Nation nicht den Nationalisten überlassen."
Juncker: "Man muss die Nationen respektieren, aber nicht die Nationalisten. Das sind keine Patrioten, das sind Nicht-Europäer." Die EU werde sicher die richtigen Lehren aus der Brexit-Abstimmung ziehen, aber "man sollte nicht den Eindruck erwecken, dass es ein Europa der Sparpolitik gibt. Die Briten haben nicht über die Sparpolitik abgestimmt, auch nicht über unzureichende Grenzkontrollen. Die Briten haben keinen Euro. Die ganzen Euro-Probleme betreffen die Briten nicht. Großbritannien ist nicht in der Schengenzone und bewacht bereits selbst seine Grenzen. Man sollte nichts durcheinanderwerfen, aber solche Geschichten erzählt Farage", kritisierte der Kommissionspräsident.
"Schrei der Liebe eines Volks für sein Land"
Farrage hatte zuvor - unterbrochen von Zwischenrufen anderer EU-Abgeordneter - ebenso wie die französische Abgeordnete der rechtsextremen Front National, Marie Le Pen, über den Patriotismus der Briten gejubelt. Farage prophezeite, Großbritannien werde nicht das letzte Land bleiben, das die EU verlasse. Le Pen sprach sogar von einem "Schrei der Liebe eines Volks für sein Land" und ein "Signal der Freiheit an die gesamte Welt" gesprochen.