Großbritanniens Entscheidung zum Austritt aus der EU hat der Wall Street deutliche Kursverluste eingebrockt. Die US-Börsen schlossen am Freitag einheitlich mit deutlichen Kursverlusten.
Der Dow Jones brach um 611,21 Punkte oder 3,39 Prozent auf 17.399,86 Einheiten ein. Der breiter gefasste S&P-500 Index fiel um 76,02 Punkte oder 3,60 Prozent auf 2.037,30 Zähler. Beide Indizes gaben damit ihre seit Jahresbeginn angehäuften Gewinne vollständig wieder ab.
Der technologielastige Nasdaq Composite Index verlor ebenfalls deutlich und rutschte um 202,06 Einheiten oder 4,12 Prozent auf 4.707,98 Zähler ab.
In Europa schloss der Euro-Stoxx-50 um klare 8,62 Prozent schwächer bei 2.776,09 Punkten und löschte damit seine in den vergangenen Tagen erarbeiteten Kursgewinne zur Gänze aus. Auf Wochensicht bleibt damit ein deutliches Minus von 2,2 Prozent stehen.
Auch der DAX büßte klare 6,82 Prozent ein, allerdings konnte der Leitindex damit sein anfängliches Minus von rund 10 Prozent klar eingrenzen. Deutlich schlimmer erwischte es jedoch die Börsen in Mailand und Madrid, die um jeweils mehr als 12 Prozent absackten. In den beiden Ländern bahnen sich die nächsten Unsicherheitsherde an: In Spanien wird am Sonntag ein neues Parlament gewählt und die Italiener werden im Oktober über eine Verfassungsreform abstimmen.
Heftige Verluste in Wien
Der ATX fiel 157,89 Punkte oder 7,04 Prozent auf 2.084,22 Einheiten. Die völlig falsche Erwartungshaltung an den Aktienmärkten hatte nach dem britischen Goodbye allerorts zu einem Schwarzen Freitag geführt. Der ATX hatte zuvor wie auch die übrigen europäischen Handelsplätze fünf Handelstage in Folge höher geschlossen, die Investoren waren klar auf einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU positioniert.
Umso härter fiel heute die Gegenbewegung aus: Bankaktien und Versicherungswerte verloren im zweistelligen Bereich, der Euro erlitt das größte Tagesminus seit seinem Bestehen und das britische Pfund fasste den größten Tagesverlust seit 1985 aus. Gold und "sichere" Staatsanleihen erlebten hingegen kräftigen Aufwind.
Seit Montag wurde an den Märkten eigentlich verstärkt auf einen Verbleib der Briten in der Union spekuliert, dementsprechend hatte sich die Stimmung im Wochenverlauf deutlich aufgehellt. Dass die Wahl dann doch für den Brexit ausfiel, traf die Investoren am Freitag weltweit völlig unvorbereitet. In Asien stürzte der japanische Nikkei-225 um fast acht Prozent ab. An der Wall Street ging es ebenfalls hinunter, mit rund zweieinhalb Prozent hielt sich der Abschlag beim Dow Jones allerdings in Grenzen.
Sorgen um mögliche britische Rezession
Neben dem ersten Schock ob des Ergebnisses der britischen Volksabstimmung lasteten vor allem Sorgen um eine mögliche britische Rezession und weltweite Konjunkturabkühlung auf den Märkten. Internationale Notenbanken - darunter die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of Japan sowie die US-Notenbank Fed - versuchten sich etwas gegen die Ängste zu stemmen, indem sie ihre Bereitschaft zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen für die Märkte signalisierten.
Schwere Turbulenzen gab es auch an den Devisenmärkten. Der Euro sackte in der Früh zum Dollar um vier Prozent ab und verbuchte damit den größten Tagesverlust seit seiner Einführung vor 17 Jahren. Bis zum Späthandel konnte er sich jedoch wieder etwas erholen und notierte zuletzt knapp über 1,11 Dollar.
Gesucht waren bei den Anlegern dagegen sichere Häfen wie der Yen, Anleihen oder Gold. Das Edelmetall zog zum Wochenschluss um knapp vier Prozent an und stand zuletzt bei 1.319 Dollar. Davon profitierten auch Werte von Goldminen-Unternehmen: In London führten Randgold Resources (plus 14,18 Prozent) und Fresnillo (plus 11,86 Prozent) die Liste der Kursgewinner mit großem Abstand an.
Finanzaktien am stärksten betroffen
Am härtesten traf der Brexit-Schock dagegen die Finanzwerte. Dementsprechend waren große Bankwerte wie BNP Paribas (minus 17,40 Prozent), Banco Santander (minus 19,89 Prozent) und Intesa Sanpaolo (minus 22,79 Prozent) auf den untersten Rängen des Euro-Stoxx-50 zu finden. Die rote Laterne hielten UniCredit mit minus 23,79 Prozent.
Auch in London verbuchten Bankwerte Verluste im zweistelligen Prozentbereich: Lloyds sackten um 21,00 Prozent ab, Barclays büßten 17,68 Prozent ein und Royal Bank of Scotland waren mit minus 18,04 Prozent ebenfalls unter den größten Kursverlierern zu finden.