Mit einer feierlichen "Göttlichen Liturgie" (Eucharistiefeier) zum orthodoxen Pfingstfest ist am Sonntag in Kretas Hauptstadt Heraklion das seit Jahrzehnten vorbereitete Panorthodoxe Konzil offiziell eröffnet worden. Allerdings handelt es sich um ein Rumpfkonzil: Vier Kirchen, darunter die russisch-orthodoxe, sagten schon im Vorfeld ab.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., leitete als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie den Gottesdienst in der Kathedrale Hagias Minas. An seiner Seite standen neun Patriarchen und Erzbischöfe von anderen orthodoxen Kirchen.

In seiner Predigt betonte Bartholomaios I., dass die Versammlung auf Kreta die ganze Orthodoxie repräsentiere. Ohne konkret auf die aktuellen innerorthodoxen Konflikte einzugehen, erklärte der Patriarch, es genüge nicht, die Einheit auf einer theoretischen Ebene zu behaupten, sondern es bedürfe auch einer Antwort auf der praktischen Ebene, an der es derzeit bedauerlicherweise fehle. Dabei sei die Einheit heute angesichts zahlreicher "Irrtümer" unter den Gläubigen umso stärker vonnöten.

An dem Konzil nehmen mehr als 170 Bischöfe aus zehn eigenständigen orthodoxen Kirchen teil. Die Absage der vier und insbesondere der russisch-orthodoxen Kirche, der mehr als die Hälfte der rund 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit angehören, überschattet das Treffen. Die innerorthodoxen Streitpunkte betreffen auch das Verhältnis zu anderen christlichen Kirchen. Das Patriarchat von Antiochia verwies bei seiner Absage zudem auf seinen Konflikt mit dem Patriarchat von Jerusalem über die Zuständigkeit für die orthodoxen Christen im Golf-Emirat Katar.

Bei dem ersten Konzil der Orthodoxie in der Neuzeit, dessen Arbeitssitzungen am Montag in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari im Nordwesten der Mittelmeerinsel beginnen, stehen sechs Beschlussvorlagen zu innerorthodoxen Fragen sowie zu den Beziehungen zu den anderen Kirchen und zur Weltverantwortung der orthodoxen Christen auf der Tagesordnung. Zudem soll es eine "Botschaft" des Konzils geben.

Auch vatikanischer "Ökumene-Minister" dabei

Eingeladen zur Eröffnungs- und Abschlussversammlung sind auch "Beobachter" aus der Ökumene, darunter der vatikanische "Ökumene-Minister", Kardinal Kurt Koch.

Bartholomaios I. gilt als Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel und damit Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie als Nachfolger des Apostels Andreas. Da die Orthodoxie aus gleichberechtigten "autokephalen" Landeskirchen besteht, besitzt der Ökumenische Patriarch - anders als der Papst in der römisch-katholischen Kirche - keine universale Weisungsbefugnis. Als "primus inter pares" hat aber nur er die Vollmacht, ein panorthodoxes Konzil einzuberufen. Sein Gegenspieler ist der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill (Kirill) I.

Bartholomaios' Pressesprecher John Chryssavgis schrieb in einem Beitrag für das New Yorker Ökumene-Portal www.firstthings.com die Absage Moskaus sei nicht ehrlich. "Eine Mehrheit von lokalen Kirchen hat den Wunsch, 'gemeinsam zu gehen' - die wörtliche Bedeutung des Wortes 'Synode' - und zur Einheit zu kommen, während eine Minderheit die ethnische Isolation wünscht." Dennoch dürfe das Konzil nicht verschoben werden. Moskau habe von Anfang an blockiert - etwa mit Forderungen nach der totalen Einstimmigkeit bei Konzilsbeschlüssen, was von der Tradition abweiche.