UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat ein sofortiges Ende der Flüchtlingsinternierungen in Griechenland gefordert und damit ein Kernelement des umstrittenen EU-Türkei-Deals angegriffen. "Internierungen sind keine Lösung, das muss sofort aufhören", sagte Ban am Samstag bei einem Besuch auf der griechischen Ägäis-Insel Lesbos, wo Migranten vor ihrer Rückführung in die Türkei festgehalten werden.
Europa solle der Flüchtlingskrise "auf humane Weise, und inspiriert von den Menschenrechten" begegnen, forderte der südkoreanische Diplomat. Seit dem 20. März gilt ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei, wonach alle in der Ägäis aufgegriffenen Migranten nach einem Schnellverfahren wieder in die Türkei zurückgebracht werden. Für jeden syrischen Kriegsflüchtling, der zurückgeführt wird, will die Europäische Union einen Syrer aus der Türkei aufnehmen.
Treffen mit Tsipras
Ban Ki-moon hat andererseits den Umgang der Griechen mit der Flüchtlingskrise gelobt. Er sei dankbar für die Solidarität und Großzügigkeit, die Griechenland gegenüber den Flüchtlingen zeige, sagte Ban am Samstag nach einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Athen.
Wie griechische Medien weiter berichteten, bat Tsipras den UNO-Generalsekretär, dass die Vereinten Nationen ihren Einfluss geltend machen, damit der EU-Flüchtlingspakt mit der Türkei weiterhin Bestand hat.
"Wir haben (mit dem Pakt) eine schwierige Einigung erzielt und kämpfen darum, dass sie beibehalten wird. Wir haben es damit geschafft, die Flüchtlings- und Migrationsströme und die vielen Todesfälle in der Ägäis zu stoppen", sagte Tsipras dem Fernsehsender Skai zufolge.
Ban wollte am Samstag noch das Registrierzentrum auf der Ostägäis-Insel Lesbos besuchen, um sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage zu machen. Am Freitagabend kam es dort bereits zu Protesten. Rund zwei Dutzend Migranten hatten Matratzen und einen Wohncontainer angezündet, um im Vorfeld des Besuchs von Ban gegen die ihrer Ansicht nach schlechten Lebensbedingungen im Aufnahme- und Abschiebelager Moria zu protestieren.