Die orthodoxe Welt ist gespalten in mehr als ein Dutzend autonome und halbautonome Kirchen. Ziel des Konzils war daher, die Einheit zu stärken. Das Treffen auf der Mittelmeerinsel Kreta sollte das erste orthodoxe Konzil seit mehr als 1200 Jahren werden. Zuletzt hatten sich die Kirchen im Jahr 787 in Nicäa in der heutigen Türkei getroffen.

Beobachter berichten von einem politischen Machtkampf zwischen der griechisch- und der russisch-orthodoxen Kirche. Demnach beansprucht das Moskauer Patriarchat, das der größten orthodoxen Kirche vorsteht, die Führungsrolle, die traditionell das Patriarchat von Konstantinopel (mit Sitz in Istanbul) innehat. Moskau wirft Konstantinopel zudem eine zu große Nähe zu den USA vor.

"Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., wird zum Konzil nach Kreta reisen", sagte ein Sprecher des Patriarchats am Dienstag. Ebenfalls zugesagt haben demnach die Patriarchate von Alexandrien und Jerusalem, die Kirchen Griechenlands, Rumäniens und Zyperns sowie die zahlenmäßig weniger bedeutenden Gemeinden Tschechiens, Polens und Finnlands.

Russland dringt hingegen auf eine Verschiebung und einen "vorsichtigen Ausstieg aus der Krise". "An dem pan-orthodoxen Konzil sollten alle Kirchen teilnehmen, nur dann sind die Entscheidungen des Konzils legitim", sagte der russische Metropolit (Erzbischof) Ilarion. "Wir sollten daraus die Lehre ziehen, dass die Stimmen der einzelnen Kirchen gehört werden müssen", betonte er.

Die Streitigkeiten hatten bereits im Mai das Klima getrübt. Einige der insgesamt 14 Patriarchate und orthodoxen Kirchen hatten Bedenken über die Sitzordnung geäußert. Die slawischen, mit Moskau verbündeten Kirchen wollen eine Sitzordnung, die ihrem Führungsanspruch gerecht wird. Die griechisch beeinflussten Kirchen wollten dem Patriarchen von Konstantinopel jedoch eine herausragende Sitzposition geben.