Die Ermittler durchsuchten noch den verwüsteten Schwulenclub "Pulse" nach Beweismaterial, die Motive des Attentäters waren noch nicht aufgeklärt - da hatte Donald Trump den Anschlag von Orlando bereits zum Wahlkampfthema gemacht.
Nur wenige Stunden nach dem schlimmsten Terrorakt in den USA seit dem 11. September 2001 ritt der Rechtspopulist heftige Attacken gegen seine Rivalin Hillary Clinton und Präsident Barack Obama, denen er einen zu laxen Umgang mit der Terrorgefahr vorwarf. "Ich habe gesagt, dass so was passieren wird, weil unsere Führungsfiguren schwach sind - und es wird nur noch schlimmer werden", erklärte der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner. "Ich werde alle Amerikaner beschützen und verteidigen."
Trump erneuerte seine auch in der eigenen Partei umstrittene Forderung nach einem pauschalen Einreiseverbot für Muslime, die er erstmals nach dem islamistisch motivierten Anschlag im Dezember im kalifornischen San Bernardino erhoben hatte. Und inmitten des allgemeinen Schockzustands der Nation ging er gar so weit, den Rücktritt Obamas zu fordern.
Mit seiner Serie von Attacken vor allem über den Internetdienst Twitter machte der Immobilienmilliardär klar, dass er den Anschlag von Orlando mit 49 Todesopfern für seinen Wahlkampf auszuschlachten gedenkt. Seine demokratische Rivalin Clinton reagierte dagegen zunächst sehr zurückhaltend. Die Ex-Außenministerin sprach der Homosexuellen-Gemeinde ihre Solidarität aus und forderte, die USA müssten ihre Anstrengungen im Kampf gegen den Terror daheim und im Ausland verdoppeln.
Experten gehen davon aus, dass das Terrorthema nun den Wahlkampf dominieren wird. Es werde bis zum Wahltag im November "oben auf der Agenda stehen", sagt Tim Malloy vom Umfrageinstitut der Quinnipiac University. Ob das Thema aber Trump oder Clinton nutzen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Angesichts der Terrorgefahr könnten viele Wähler auf die außen-und sicherheitspolitische Erfahrung der früheren Ministerin, Senatorin und First Lady setzen und das Experiment mit dem zu Temperamentsausbrüchen und Positionswechseln neigenden Immobilienmilliardär scheuen. Denkbar ist aber ebenso, dass viele jetzt radikale Lösungen wollen, wie sie von Trump vertreten werden.
Laut Quinnipiac halten die meisten Wähler die Ex-Außenministerin für besser geeignet, mit einer internationalen Krise umzugehen. Trump hingegen halten sie für besser befähigt, gegen die Bedrohung durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) vorzugehen, zu der sich der Attentäter von Orlando bekannt haben soll.
Neben einem temporären Einreiseverbot für Muslime fordert der politische Quereinsteiger, die Foltermethode des "Waterboarding", also simulierten Ertränkens, von Terrorverdächtigen wieder einzuführen und die Familienangehörigen mutmaßlicher Terroristen ins Visier zu nehmen. Und nach dem Anschlag von Orlando machte er auch erneut die Flüchtlingspolitik zum Wahlkampfthema, obwohl der Attentäter gar kein Einwanderer war - er wurde als Sohn afghanischer Immigranten in New York geboren.
Trump warf Clinton vor, in den nächsten Jahren "viele hunderttausende Menschen" aus Nahost ins Land lassen zu wollen und damit die Terrorgefahr zu steigern. Tatsächlich tritt die Ex-Außenministerin für die fortgesetzte Aufnahme von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen ein, will diese aber genau unter die Lupe nehmen lassen. Auch sie stellt sich als robuste Anti-Terrorkämpferin dar und hebt im Wahlkampf hervor, dass sie seinerzeit den Präsidenten zu der tödlichen Kommandoaktion gegen Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gedrängt habe.
Nach dem Anschlag von Orlando verlangte Clinton auch erneut eine Verschärfung der Waffengesetze - trotz seiner zeitweiligen Beobachtung durch die Bundespolizei FBI konnte sich der Attentäter mit einem Sturmgewehr ausrüsten. Auch das Waffenrecht könnte also zu einem Topthema im Wahlkampf werden. Trump hat sich mit der mächtigen Waffenlobby NRA verbündet, die selbst die minimalsten Einschränkungen des Rechts auf Waffenbesitz ablehnt.