"Einer der Soldaten des Kalifats in den USA hat einen Angriff ausgeführt, bei dem ihm der Zugang zu einem Treffen der Kreuzzügler in einem Nachtklub für Homosexuelle in Orlando, Florida, gelungen ist", hieß es am Montag in einer IS-Stellungnahme im IS-Radiosender Al-Bayan.
Er habe über Hundert getötet oder verletzt, bevor er selbst getötet worden sei. "Gott hat Omar Mateen geholfen." Al-Bayan gilt als offizielles Verlautbarungsorgan der Jihadisten in ihrem Herrschaftsbereich in Syrien und dem Irak. US-Behörden ermitteln derzeit zu einem islamistischen Hintergrund der Schießerei am Sonntag. Bisher sehen sie keine direkte Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Todesschützen Omar Mateen und dem IS.
Der schwer bewaffnete Omar Seddique Mateen hatte in der Nacht auf Sonntag in einem beliebten Homosexuellenclub in Orlando 50 Menschen getötet und 53 weitere verletzt. Der 29-jährige US-Bürger afghanischer Abstammung wurde von der Polizei erschossen. Die Ermittler gehen Hinweisen auf ein islamistisches Motiv nach.
Das FBI hatte Mateen in der Vergangenheit drei Mal wegen islamistischer Tendenzen vernommen. Ermittler Ronald Hopper sagte vor Journalisten, Mateen habe 2013 vor Kollegen Andeutungen gemacht, die "an eine mögliche Verbindung mit Terroristen denken ließen". Außerdem sei gegen ihn wegen möglicher Kontakte zu einem US-Selbstmordattentäter ermittelt worden. Die Akten wurden geschlossen, und trotz der Vernehmungen arbeitete Mateen bei einer der größten Sicherheitsfirmen der USA und hatte zwei Waffenscheine, mit denen er sich Tage vor dem Massaker eine kurze und eine lange Schusswaffe kaufte.
"Niemals erwartet"
Mateen habe drei bis vier Mal pro Woche am Abendgebet der Moschee seines Wohnorts Fort Pierce teilgenommen, berichtete der dortige Imam Syed Shafeeq Rahman. Er hätte "niemals erwartet", dass Mateen eine solche Tat begehen könnte. Mateens 2011 von ihm geschiedene Ex-Frau sagte, ihr Mann sei gewalttätig und psychisch labil gewesen. Sie bezeichnete ihn als nicht sehr religiös. Sein Vater, ein afghanischer Einwanderer, nannte im Sender NBC Hass auf Schwule als mögliches Motiv, religiöse Beweggründe schloss er aus.
US-Präsident Obama verurteilte den Anschlag als "Akt des Terrors und des Hasses". Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump forderte unterdessen Obama zum Rücktritt auf. Zudem sollte Hillary Clinton aus dem Rennen um die Präsidentschaft aussteigen, wenn ihr die Worte "radikaler Islam" nicht über die Lippen kämen.
"Einreiseverbot für Muslime"
Trump äußerte sich nach Berichten, dass der Täter von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) inspiriert war. Der Immobilientycoon bekräftigte via Twitter seine umstrittene Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime, die nicht in den USA geboren wurden. Trump hatte diese Forderung nach den Anschlägen von Paris im vergangenen November formuliert. Solange nicht klar sei, "was zum Teufel da los ist", sollen Muslime nicht in die USA einreisen können. Trump war für seine Forderung massiv kritisiert worden.
"Akt des Terrors"
Clinton bezeichnete die Tat als einen "Akt des Terrors". Nun müssten die Anstrengungen verstärkt werden, die USA vor Bedrohungen aus dem In- und Ausland zu schützen, sagte die Ex-Außenministerin, die die Nachfolge von Präsident Barack Obama antreten will. Die beiden sagten wegen der Tat einen für Mittwoch geplanten gemeinsamen Wahlkampfauftritt ab. Clinton sprach sich erneut für ein strengeres Waffengesetz aus. Gesetzestreue Bürger hätten zwar ein Recht, Waffen zu tragen, sagte Clinton am Montag dem Sender CNN. "Aber wir können Maßnahmen ergreifen, damit Waffen nicht in die Hände von Kriminellen und Terroristen fallen."
Als Zeichen der Trauer und Solidarität mit den Opfern des Massakers in einem Homosexuellen-Club in Orlando erstrahlt der Mast an der Spitze des World Trade Centers in New York in Regenbogenfarben.