Laut der Studie der Uni Palermo haben "militärische Patrouillen-Einsätze im Mittelmeer die Zahl der Ankünfte (von Migranten) erhöht" und stellten "damit einen Anreiz und einen positiven Faktor für das Geschäft der Schlepper" dar.
Das geht aus einer Präsentation der unveröffentlichten Studie hervor, die einer Presse-Agentur vorliegt. Tausende Migranten vor allem aus Afrika wagen in überfüllten, nicht seetüchtigen Booten die Überfahrt von Nordafrika nach Italien. Seit Jahresbeginn hätten fast 49.000 Bootsflüchtlinge Italien erreicht, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM).
Die Rettungseinsätze erhöhen den Forschern zufolge die Sicherheit der Überfahrt und machen es für Migranten attraktiver, sich an Schlepper zu wenden. Seit Beginn der Marinepatrouillen Ende 2013 seien pro Monat rund 900 afrikanische Migranten zusätzlich in Italien angelangt. Ausgehend von Durchschnittskosten von 1.430 US-Dollar (rund 1.266 Euro) für eine Überfahrt mit Schlepperhilfe ergäben sich knapp 15 Millionen Dollar Zusatzeinnahmen für die Menschenhändler pro Jahr.
Menschenrechtler sehen dennoch eine moralische Verpflichtung, in Seenot geratene Menschen zu retten. Auch der italienische Regierungschef Matteo Renzi wies am Sonntag laut der Nachrichtenagentur ANSA Kritik an der Aufnahmebereitschaft seines Landes zurück: "Es gehört zu den italienischen Werten, dass wenn eine Mutter oder ein Kind in Seenot geraten, wir losfahren, um sie zu retten und ihnen eine Zukunft zu bieten."
Allein am Wochenende retteten die italienische Küstenwache und andere Helfer mehr als 1.300 Bootsflüchtlinge. An elf Einsätzen zwischen Sizilien und Nordafrika waren auch die EU-Mission Eunavfor Med, die maltesische Flüchtlingshilfe Moas und ein Privatschiff beteiligt.
Auf griechischen Inseln kamen von Samstag auf Sonntag 212 Migranten aus der Türkei an, wie der griechische Stab für die Flüchtlingskrise mitteilte. Zuvor waren im Juni durchschnittlich 28 Flüchtlinge pro Tag verzeichnet worden. Im Februar hatten noch täglich 2.000 Menschen illegal von der Türkei nach Griechenland übergesetzt.
Nach dem Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei können illegal eingewanderte Migranten in die Türkei zurückgeschickt werden. Sie dürfen aber zuvor einen Asylantrag in Griechenland stellen. Dabei können sie auf Bleiberecht hoffen, weil einige griechische Asylentscheider die Türkei nicht als sicheres Drittland einstufen.
"Bisher hat die Türkei alle Aspekte des (Rückführungs-)Abkommens eingehalten", sagte der griechische Außenminister Nikos Kotzias im Staatsradio (ERA1). "Wir haben einen starken Rückgang des Flüchtlingszustroms." Dennoch müsse die EU einen detaillierten Plan zum Umgang mit einem neuen Zustrom von Migranten ausarbeiten.