Die Streitkräfte der Regierung der Nationalen Einheit übernahmen nach eigenen Angaben in der Nacht auf Samstag die Kontrolle über den Hafen im Osten der Stadt sowie über angrenzende Wohnviertel.

Die Jihadisten versuchten am Sonntag, mit Selbstmordanschlägen den Vorstoß der Regierungstruppen aufzuhalten. Die Kräfte der Einheitsregierung, die vorwiegend aus Milizen aus der westlichen Küstenstadt Misrata bestehen, waren am Mittwoch mit Unterstützung von Luftwaffe und Artillerie nach Sirte vorgedrungen. Am Sonntag sprengten sich drei IS-Attentäter mit ihren Autos in der Nähe von Kämpfern der Regierung in die Luft. Dabei wurden mehrere Kämpfer verletzt.

Sirte ist die wichtigste Basis des libyschen Ablegers der IS-Miliz in Libyen. Die Jihadisten hatten sich 2014 in der Heimatstadt des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi festgesetzt und die Stadt vor einem Jahr vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Extremistengruppe hatte dabei vom allgemeinen Chaos profitiert, das in Libyen seit dem Sturz Gaddafis im Herbst 2011 herrscht.

Der UNO-Libyen-Sondergesandte Martin Kobler zeigte sich "beeindruckt" von den "raschen Fortschritten" der Regierungstruppen. Auch Frankreich begrüßte den raschen Vorstoß und rief zur Einheit gegen die Jihadisten auf. Ein libyscher Regierungsvertreter sagte, "die Schlacht war weniger schwierig als erwartet", womöglich sei die Zahl der IS-Kämpfer in Sirte überschätzt worden.

Eine Eroberung der Stadt wäre ein wichtiger Erfolg für die kürzlich gebildete Regierung der Nationalen Einheit, die weiter darum ringt, ihre Autorität im Land zu etablieren. Für die Jihadisten wäre der Verlust von Sirte ein harter Rückschlag, doch warnen Experten, dass sie damit nicht besiegt wären.