Zwischen Hillary Clinton und Donald Trump fliegen die Fetzen. Hatte die Präsidentschaftsbewerberin der US-Demokraten zunächst in einer Rede in San Diego gemeint, man dürfte "die Sicherheit unserer Kinder und Enkel nicht in die Hände von Donald Trump legen", so forderte dieser später, dass seine Konkurrentin ins Gefängnis kommt.

"Sie ist sowas von schuldig"

"Ich sag Ihnen eins: Hillary Clinton muss in den Knast", sagte Trump im kalifornischen San Jose. "Ehrlich, Leute - sie ist sowas von schuldig", sagte Trump im Zusammenhang mit der E-Mail-Affäre. Die 68-Jährige hatte während ihrer Zeit als Außenministerin ihre Kommunikation über einen privaten Server laufen lassen. Dafür wurde sie in einem Untersuchungsbericht des Außenministeriums gerügt.

Zuvor hatte Clinton gemeint, es sei unschwer vorstellbar, dass Trump als Präsident die Vereinigten Staaten in einen Krieg führen würde, bloß weil jemand "unter seine sehr dünne Haut geraten ist". Sie bezeichnete den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner als charakterlich unfähig, ein Amt auszuüben, "das Wissen, Stabilität und immenses Verantwortungsbewusstsein erfordert". Trump sei niemand, dem die Codes für den Einsatz der US-Atomwaffen übergeben werden dürften.

Clinton ging unter anderem auf Trumps Äußerungen zur NATO ein. Der Immobilienmilliardär hat den derzeitigen Grad des Engagements der Vereinigten Staaten in der Allianz in Frage gestellt und angedeutet, dass er als Präsident generell die Rolle der USA in der Welt deutlich zurückfahren würde.

"Zuneigung zu Tyrannen"

Die Ex-Außenministerin bezeichnete Trump als jemanden, "der unsere NATO-Verbündeten im Stich lassen will". Dabei seien dies die Länder, die zusammen mit den USA gegen den Terrorismus kämpften. Clinton unterstrich, dass die USA zu ihrem eigenen Schutz mit ihren Verbündeten zusammenhalten müssten. Die Alliierten stellten Operationsbasen für das US-Militär zur Verfügung und lieferten Geheimdiensterkenntnisse über potenzielle Bedrohungen.

Clinton attackierte Trump auch wegen dessen Lob für den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un. "Ich werde es den Psychiatern überlassen, seine Zuneigung zu Tyrannen zu erklären", spottete sie.

Noch während ihrer Rede konterte Trump im Kurznachrichtendienst Twitter: "Schlechter Auftritt der betrügerischen Hillary Clinton! Sie liest schlecht von ihrem Teleprompter ab! Sie sieht nicht einmal präsidentiell aus!".

Ein erster Vorgeschmack

Das heftige Wortgefecht gibt einen Vorgeschmack darauf, mit welcher selbst für US-Verhältnisse ungewöhnlichen Härte der Kampf um das Weiße Haus im Herbst geführt werden dürfte. Viele Beobachter rechnen mit einem der erbittertsten Wahlkämpfe der jüngeren US-Geschichte.

Als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 8. November stehen Trump und Clinton bereits seit Wochen so gut wie fest. Trump hatte Anfang Mai in den Vorwahlen seine beiden letzten Bewerber um die Kandidatur der Republikaner ausgeschaltet.

Clinton muss sich zwar noch mit dem Senator Bernie Sanders als parteiinternem Rivalen auseinandersetzen, doch fehlen ihr nur noch wenige Delegiertenstimmen, um das Quorum der absoluten Mehrheit beim Nominierungsparteitag im Juli zu erreichen. Diese Delegiertenstimmen dürfte sie sich bei den Vorwahlen am Dienstag in sechs Bundesstaaten, darunter Kalifornien, sichern.