Unmittelbar vor dem Absturz der Egyptair-Maschine über dem Mittelmeer hat es Rauchalarm an Bord des Airbus 320 gegeben. Der Rauch sei aus dem Toilettenbereich im vorderen Teil der Maschine gemeldet worden, sagte eine Sprecherin der zivilen französischen Luftfahrtsicherheitsbehörde BEA am Samstag in Paris. Dieser befindet sich bei Maschinen dieses Typs in direkter Nähe des Cockpits.
Vor dem Absturz seien entsprechende Signale des ACARS-Systems des Flugzeugs gesendet worden, hieß es von BEA (Bureau d'Enquetes et d'Analyses pour la Securite de l'Aviation Civile). Ein Rückschluss auf die Ursache des Unfalls sei damit aber nicht möglich. Dazu müssten zunächst die Flugschreiber gefunden und die Daten ausgewertet werden.
Rauch im Vorderteil
Das Expertennetzwerk "Aviation Herald" veröffentlichte einen Auszug des Datenfunksystems ACARS, das automatisch Nachrichten zwischen Verkehrsflugzeugen und Bodenstationen übermittelt. Diese deuten auf ein plötzlich auftretendes Ereignis im rechten vorderen Bereich des Flugzeugs hin. Innerhalb kurzer Zeit seien auch Sensoren an Fenstern auf der rechten Seite, unter anderem im Cockpit, aktiviert worden. Eine Minute nach dem Rauchalarm bei der Toilette registrierte das System außerdem Rauch an der Bordelektronik, die sich unter dem Cockpit befindet.
Die Daten lassen darauf schließen, dass der Störfall im Inneren des Flugzeuges auftrat. Als letzte Nachricht schickte das ACARS-System einen Hinweis auf den Ausfall eines Steuerungssystems. Das geschah um 02.29 Uhr Ortszeit - Momente, bevor der Flug MS804 vom Radar verschwand.
Angehörige in Paris
Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault hat am Samstag in Paris rund 70 Angehörige von Passagieren des über dem Mittelmeer abgestürzten Airbus 320 empfangen. Er unterrichtet die Familien über den aktuellen Stand der Suche von Einheiten aus Ägypten, Griechenland und Frankreich. Auch französische Ermittler berichteten über jüngste Erkenntnisse.
Auch nach Meldungen über Rauchalarm im abgestürzten Egyptair-Flugzeug sieht die französische Regierung eine konkreten Hinweise auf eine Ursache des Crashs. Nach dem Treffen sagte Ayrault, es werde weiterhin in alle Richtungen ermittelt und keine Möglichkeit ausgeschlossen.
Im Mittelpunkt steht weiter die Suche nach Wrack, Opfern und Flugschreibern. "Wir wollen so schnell wie möglich die Angehörigen und die Öffentlichkeit informieren, was passiert ist", betonte Ayrault.
Zu dem Treffen waren auch Botschafter der zwölf Länder eingeladen, aus denen die insgesamt 66 Menschen an Bord der Maschine, die in Paris gestartet war und nach Kairo fliegen sollte, stammen. Frankreich hat zwei Flugzeuge und ein Schiff in die Unfallregion geschickt. Außerdem sind drei Experten der französischen Behörde für Sicherheit der zivilen Luftfahrt BEA in Ägypten, um die dortigen Ermittler zu unterstützen.
Erste Trümmerteile
Der EgyptAir-Flug MS804 war mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo, als die Maschine am in der Nacht auf Donnerstag zwischen der griechischen Insel Karpathos und dem ägyptischen Festland vom Radar verschwand. Einen Tag nach dem Unglück entdeckte das ägyptische Militär am Freitag erste Trümmerteile sowie den Teil einer Leiche im Mittelmeer. Nach Angaben des ägyptischen Militärs wurden die Gegenstände rund 290 Kilometer nördlich der ägyptischen Küstenstadt Alexandria im Wasser entdeckt.
Zu einem Anschlag auf den Egyptair-Flug MS804 bekannte sich auch mehr als 24 Stunden nach dem Unglück niemand. Zudem waren auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle aufgrund der bevorstehenden Fußball-EM sowie der weiterhin geltenden höchsten Terrorwarnstufe die Sicherheitsvorkehrungen besonders hoch.
Flugnummer geändert
Unterdessen änderte Egyptair die Flugnummer der Strecke Kairo-Paris, wie es aus Kreisen der Flughafenverwaltung in Kairo hieß. Statt wie bisher MS804 solle die Verbindung das Kürzel MS802 erhalten. Das Ändern von Flugnummern nach Unglücken ist üblich. Fluglinien wollen nicht, dass Fluggäste an eine zurückliegende Katastrophe erinnert werden.