Die islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bewegung will sich besser mit Gleichgesinnten aus anderen europäischen Ländern vernetzen. Ein erster internationaler Aktionstag der selbst ernannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" ist für heute geplant.
Dann soll es unter anderem Kundgebungen in Amsterdam, Birmingham, Bratislava, Prag, Tallin und Warschau geben. Auch in Graz ist eine Kundgebung auf dem Andritzer Hauptplatz geplant. Außerdem natürlich in Dresden, wo die Pegida-Bewegung im Herbst 2014 entstand.
Europäischer Schulterschluss
Mit viel Pathos in der Stimme verkündete Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling bei der jüngsten Pegida-Kundgebung in Dresden Details des europäischen Schulterschlusses. Demnach trafen sich unlängst in der Nähe von Prag Vertreter von Bürgerbewegungen und Parteien aus Tschechien, der Slowakei, Polen, Österreich, Bulgarien, Finnland den Niederlanden, Estland, Italien und Deutschland, um eine "Prager Erklärung" zu unterzeichnen und das gemeinsame Vorgehen abzustimmen.
"Unabhängig von der EU und den üblichen elitären Zirkeln werden wir die Vernetzung der Patrioten Europas ausbauen - zur Festung Europa", rief Festerling der Menge zu und verriet damit zugleich den Namen des Projektes. "Fortress Europe" solle den "Bevölkerungsaustausch und die damit verbundene Islamisierung Europas" abwehren. "Eine Unterwerfung kommt nicht infrage", machte Festerling klar und bezeichnete Dresden als "Hauptstadt des deutschen Widerstandes".
"Prager Erklärung"
In der "Prager Erklärung" ist die Rede davon, dass die tausendjährige Geschichte der westlichen Zivilisation durch die "islamische Eroberung Europas" schon bald ein Ende haben könnte. "Wir werden Europa nicht unsere Feinden überlassen", erklären die Unterzeichner. Und weiter: "Wir sind bereit, unsere Freiheit, unser Vermögen, unsere Berufe und Karrieren zu riskieren - und vielleicht auch unser Leben."
In einem Mobilisierungsvideo für den Aktionstag malt Festerling ein düsteres Bild von der Lage. Demnach steht Deutschland kurz vor dem Zerfall. Das Land sei "vollgestopft mit skrupellosen, verrohten muslimischen Männern", die mit täglichen Respektlosigkeiten, aggressiven Angriffen, sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen zeigten, was sie von einer Willkommenskultur hielten. Festerling steht dabei vor einer schimmelnden Mauer, im Hintergrund spielt die Pegida-Hymne. Längst sei es "fünf nach zwölf", sagt das frühere AfD-Mitglied.
300 Teilnehmer in Graz erwartet
Für den Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt ist es folgerichtig, dass sich Pegida mit anderen zusammentut. Die Bewegung sei ein Teil des europäischen Rechtspopulismus, genauso wie die AfD: "Da ist es selbstverständlich, dass man bei anderen rechtspopulistischen Bewegungen nach Bundesgenossen sucht. Pegida habe schon immer zeigen wollen, dass man keine deutsch-chauvinistische Bewegung ist, sondern Probleme thematisiert, die alle europäischen Staaten betreffen.
In Graz erwartet die Polizei ab 14:00 Uhr 200 bis 300 Teilnehmer an der "Demonstration gegen unkontrollierte Einwanderung". Diese soll laut einem Facebook-Aufruf "ein friedliches Zeichen setzen, gegen die unkontrollierte Einwanderung und deren Folgen wie den Import von fremder Gewalt. Wir wollen nicht, dass Asylwerberheime mitten oder am Rand von Wohngebieten entstehen." Laut Polizei sind auch drei Gegenkundgebungen mit jeweils 200 Teilnehmern angemeldet.
Die Dresdner Pegida-Spitze will sich am Samstag aufteilen. Lutz Bachmann soll mit Gästen aus dem Ausland die Anhänger am Dresdner Königsufer einschwören. Pegida-Versammlungsleiter Siegfried Däbritz will in Bratislava sprechen, Festerling in Warschau. Eine Frage wird sein, ob der internationale Aktionstag die Szene im eigenen Land beflügeln kann. Denn eines ist inzwischen unübersehbar: Die Bewegung tritt auf der Stelle. Zwar bringt Pegida jede Woche noch ein paar Tausend Menschen auf die Straße - allerdings werden es seit geraumer Zeit auch nicht mehr.