Er fügte hinzu: "Wir möchten Klarheit, bis der Frühling kommt." Es müsse auf jeden Fall verhindert werden, "dass der Zustrom im Frühjahr wieder massiv ansteigt".
Der Rückgang der Flüchtlingszahlen im Jänner hänge im Wesentlichen mit der Witterung zusammen, sagte de Maiziere. Bisher seien in diesem Jahr im Schnitt circa 2.000 Menschen pro Tag gekommen. Aufs Jahr hochgerechnet sei das zu viel. Deutliche Kritik übte der Minister an der Klagedrohung der CSU in der Flüchtlingskrise. Zwischen Menschen, die sich oft sähen, würden "derzeit zu viele Briefe" geschrieben, sagte er dem "Spiegel". Es wäre besser, Probleme intern anzusprechen und gemeinsam zu lösen.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) warnte unterdessen vor erheblichen negativen Auswirkungen strengerer Grenzkontrollen in Europa. Bei einem Aussetzen oder gar Ende des Schengen-Abkommens wären die Kosten für Deutschland "deutlich höher" als die derzeitigen "beachtlichen Kosten" der Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge, sagte Lammert der "Passauer Neuen Presse".
Deutschland verdanke "einen Großteil seiner Umsätze, seiner Beschäftigung und seines Wohlstandes" den offenen Grenzen in Europa, sagte der Bundestagspräsident weiter. Gleichzeitig aber warnte er, nationale Maßnahmen seien unausweichlich, sollte keine europäische Lösung zustande kommen. "Das wäre der Anfang vom Ende der offenen Grenzen in Europa", sagte Lammert dem Blatt. Leider jedoch sei derzeit "nicht erkennbar, dass es Absichten zu einer europäischen Lösung" gebe.
Die Vorsitzende der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Petry, hat unterdessen angesichts des anhaltenden Flüchtlingszustroms eine deutlich strengere Überwachung der deutschen Grenzen verlangt. "Wir brauchen umfassende Kontrollen, damit nicht weiter so viele unregistrierte Flüchtlinge über Österreich einreisen können", sagte Petry der Zeitung "Mannheimer Morgen".
Notfalls müssten Polizisten an der Grenze "auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz", sagte die Vorsitzende der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland. Kein Polizist wolle auf einen Flüchtling schießen. "Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt", meinte Petry. Entscheidend sei, dass es nicht so weit komme und über Abkommen mit Österreich und Kontrollen an EU-Außengrenzen der Flüchtlingsandrang gebremst werde.
Im November hatte bereits Petrys Lebensgefährte, der AfD-Politiker Marcus Pretzell, mit der Forderung für Empörung gesorgt, die deutsche Grenze sei "mit Waffengewalt als Ultima Ratio" zu verteidigen. Die AfD findet mit ihren radikalen Forderungen in der Flüchtlingsdebatte wachsenden Zuspruch in Deutschland. In einer jüngsten Umfrage des Emnid-"Sonntagstrends" stieg die AfD hinter Union und SPD zur drittstärksten Kraft im Bund auf, vor der Linkspartei und den Grünen.