Der Fall eines in Berlin vermeintlich entführten und vergewaltigten deutsch-russischen Mädchens ist aufgeklärt: Die 13-Jährige habe sich bei einem 19-jährigen Bekannten versteckt, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Martin Steltner am Freitag. Hintergrund seien schulische Probleme gewesen. "Es gibt keine Hinweise auf Sexualstraftaten in dem Zusammenhang", fügte Steltner hinzu.
Nach seinen Angaben ergab die Überprüfung des Handys des Mädchens Hinweise auf den 19-Jährigen. In der Wohnung des jungen Mannes, der noch bei seiner Mutter lebt, seien Sachen des Kindes gefunden worden. Mutter und Sohn seien daraufhin befragt worden. "Demnach hat die 13-Jährige dort Unterschlupf gesucht und gefunden", sagte Steltner.
Der Fall des Mädchens aus dem Osten Berlins hatte zu diplomatischen Verstimmungen mit Russland geführt. Das Kind war am 11. Jänner vermisst gemeldet worden und blieb für etwa 30 Stunden verschwunden. Nach ihrem Auftauchen hatte die 13-Jährige Medienberichten zufolge behauptet, von drei "südländisch" aussehenden Migranten entführt und vergewaltigt worden zu sein.
Der Fall hatte in den sozialen Medien für Empörung gesorgt, nachdem in einem Bericht eines russischen Fernsehkanals behauptet worden war, die Berliner Polizei vertusche den Vorfall. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte sich den Behauptungen angeschlossen und eine Aufklärung des Falles gefordert. Den wiederholten Erklärungen der Berliner Polizei, es gebe keine Hinweise auf eine Vergewaltigung, schenkte Lawrow ebenso wenig Glauben wie Zehntausende Internetnutzer.
Unterdessen kündigte die russische Führung in dem Fall ein Telefonat mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier an. Das Gespräch werde noch am Freitag erfolgen, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa in Moskau.
Sie gab deutschen Behörden die Hauptschuld an dem Konflikt zwischen Moskau und Berlin. "Das alles geschah vor dem Hintergrund der massenweisen Vertuschung, was mit vielen Bundesbürgerinnen in verschiedenen Städten Deutschlands geschah", sagte Sacharowa der Agentur Interfax zufolge. Russland habe reagiert auf das "Fehlen einer transparenten Position und auf Versuche, alles zu verschleiern und so zu tun, als sei nichts passiert". Dies sei keine Einmischung in innere Angelegenheiten.
Mittlerweile gebe es eine "Jagd auf russische Journalisten", die "im Rahmen der Meinungsfreiheit" über den Fall berichten würden. Wenn die Behörden von Beginn deutliche Kommentare abgegeben hätten, hätte die Öffentlichkeit auf der Straße nicht Gerechtigkeit fordern müssen.