Als Reaktion auf den Selbstmordanschlag in Istanbul hat die Türkei nach Regierungsangaben Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in den Nachbarländern Irak und Syrien angegriffen. Dabei seien rund 200 IS-Anhänger getötet worden, sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara.

Davutoglu sagte, die Angriffe seien in den letzten 48 Stunden in den Grenzregionen erfolgt. Insgesamt habe die türkische Armee fast 500 Artillerie-Geschosse abgefeuert.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte lediglich, türkische Artillerie habe das Grenzgebiet zu Syrien beschossen. Damit habe sie islamistische Rebellen und turkmenische Gruppen im Kampf gegen die Terrormiliz unterstützt, sagte der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdelrahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die große Zahl getöteter IS-Extremisten konnte er nicht bestätigen.

Die Menschenrechtsbeobachter sitzen in England, stützen sich bei ihren Angaben aber auf ein Netz von Informanten in Syrien. Sie gelten als gut informiert und zuverlässig.

Die dem IS nahestehende Nachrichtenagentur Al-Amaq meldete, die türkische Armee habe nördlich der syrischen Stadt Aleppo ein Dorf mit zehn Granaten beschossen, nachdem diese vom IS eingenommen worden sei. Angaben zu Opfern gab es nicht.

Davutoglu sagte weiter, die Angriffe seien eine Vergeltung für den "niederträchtigen Anschlag" in Istanbul. Am Dienstag hatte sich ein Selbstmordattentäter in der Altstadt der Metropole in die Luft gesprengt und zehn Deutsche mit in den Tod gerissen. Die türkische Regierung macht den IS für den Anschlag verantwortlich. Die Terrormiliz hat sich allerdings nicht dazu bekannt. Für die
deutschen Sicherheitsbehörden steht eine Verantwortung der IS-Miliz bisher noch nicht eindeutig fest.

Der Kampf gegen den IS werde fortgesetzt, bis die Miliz
"vollständig von der türkischen Grenze abrückt", sagte Davutoglu.