Auch die verminte Hauptstraße zwischen der Provinzhauptstadt Lashkar Gah und Marja sei wieder offen. Die Streitkräfte hätten an den beiden Tagen viele Waffen sichergestellt und 60 Aufständische getötet.
Auf den Einsatz amerikanischer Spezialkräfte ging die Mitteilung nicht ein. Ein Sprecher der US-Streitkräfte, Wilson Shoffner, teilte am Dienstag mit, ein in Marja eingesetzter Soldat sei gestorben. Zwei weitere Soldaten seien verwundet worden.
Seit Tagen waren trotz andauernder Kämpfe nur wenige Neuigkeiten aus der Provinz gedrungen - auch, weil die afghanische Regierung mit Konsequenzen für regierungskritische Interviews gedroht hatte. Das ging aus einem in sozialen Medien kursierenden Brief des Direktorats für Provinzverwaltung an den Gouverneur in Helmand hervor.
Der stellvertretende Gouverneur Mohammad Jan Rasulyar war am Dienstag seine Amtes enthoben worden, nachdem er über Facebook den afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani aufgefordert hatte, zu handeln - sonst falle die Provinz an die Taliban.
Anfang Dezember hatten diese das Zentrum des Bezirks Sangin erobert. Trotz ständiger Verstärkungen sei die Lage dort "wirklich schlimm", sagte Provinzratsmitglied Abdul Majid Achundsada am Mittwoch. Es seien immer noch schwere Kämpfe im Gange. "Afghanische Sicherheitskräfte konnten keinen Boden gewinnen - nur halten, was sie hatten." Das seien eine Armeebasis im Süden des Bezirks sowie Bezirksamt und Polizeistation im Zentrum.
Auch in den meisten anderen der 14 Bezirke sehe es nicht besser aus. Baghran, Musa Qala and Nawzad blieben unter totaler Taliban-Kontrolle. In Kashaki, Mardja und Chanischim kontrollierten die Aufständischen alles außer den Bezirksämtern und den zentralen Polizeistationen. Sogar in einem Stadtteil der Provinzhauptstadt Lashkar GaH hätten sie sich festgesetzt. Allein in den Bezirken Garmsir and Nawa sei es ruhig.
Der afghanische Taliban-Experte Borhan Osman sagt, es gebe starke Anzeichen, dass die Taliban Helmand zu ihrem Staat im Staat machen wollten. Wie groß der Einfluss der Taliban dort ist, zeigen Nachrichten vom Mittwoch. Die Nachrichtenagentur Pajhwok meldete, die Aufständischen hätten am Vortag öffentlich einen Kindervergewaltiger hingerichtet. Der Mann sei vor drei Tagen in einem ebenfalls öffentlichen Gerichtsverfahren im Bezirk Gereshk verurteilt worden. In einer anderen Meldung hieß es, die Taliban erhöben nun Steuern für Landbesitzer - umgerechnet zwei Euro pro Hektar.