Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Mittwoch in Genf mitteilte, wagten seit Beginn des Jahres knapp 1.000.600 Menschen die gefährliche Überfahrt in der Hoffnung auf Zuflucht in der EU.
Im Jahr 2014 lag die Zahl der Mittelmeerflüchtlinge laut UNHCR bei 219.000. Die allermeisten Flüchtlinge kamen in Griechenland an, gefolgt von Italien. Knapp die Hälfte der Schutzsuchenden kamen der UNO zufolge aus dem Bürgerkriegsland Syrien, 21 Prozent aus Afghanistan und acht Prozent aus dem Irak. Auch aus Pakistan sowie aus afrikanischen Ländern flohen zahlreiche Menschen nach Europa.
Bürgerkrieg Syrien
Der Bürgerkrieg in Syrien dauert seit Frühjahr 2011 an und trieb bereits mehr als vier Millionen Menschen außer Landes. Hinzu kommen mehrere Millionen Binnenflüchtlinge. Noch immer sind Syriens direkte Nachbarländer Jordanien, der Libanon und die Türkei am stärksten von dem Flüchtlingsandrang betroffen, in diesem Jahr zog es aber auch deutlich mehr Menschen nach Europa.
Der Flüchtlingszustrom aus der Türkei nach Griechenland reißt auch zum Jahreswechsel nicht ab. Mittwochfrüh kamen rund 3.000 Flüchtlinge an Bord von zwei Fähren im Hafen von Piräus an. Sie hätten zuvor von der Türkei hauptsächlich auf die griechischen Inseln Lesbos, Chios und Samos übergesetzt, wie die Küstenwache mitteilte. Das Wetteramt warnte unterdessen vor einem Wintereinbruch.
Schlagartige Wetterverschlechterung
Laut Behörden stehe eine schlagartige Wetterverschlechterung mit starken Winden und eisigen Temperaturen in der Ägäis bevor. Dies sei äußerst gefährlich für Menschen, die mit Schlauch- und kleinen Holzbooten versuchten, die Meerengen zwischen der Türkei und Griechenland zu überqueren, sagte ein Offizier der Küstenwache.
Leiche von Vierjährigem
Türkische Rettungskräfte haben unterdessen am Bosporus-Ufer von Istanbul die Leiche eines vierjährigen syrischen Flüchtlingsbuben gefunden, der seit zwei Wochen vermisst wurde. Wie die Nachrichtenagentur Dogan am Mittwoch berichtete, wurde der leblose Körper des kleinen Metin Faisal in Höhe des Istanbuler Bezirks Ortaköy auf der europäischen Seite der Metropole angeschwemmt.
Seine Mutter Shirin erkannte ihren Sohn an der Kleidung, so Dogan. Der Bub war vor zwei Jahren mit seiner Familie vor dem syrischen Bürgerkrieg in die Türkei geflohen. Mitte Dezember meldete die Familie den Vierjährigen als vermisst. Wie Metin starb, war zunächst unklar, Ermittlungen wurden eingeleitet.
Zwei Millionen in Türkei
Seit dem Beginn des Konflikts im Jahr 2011 flohen bereits mehr als zwei Millionen Syrer in die Türkei. Im September war das Bild des toten syrischen Burschen Aylan Kurdi um die Welt gegangen und zu einem Symbol der Flüchtlingskrise geworden. Aylans Leichnam war an einem türkischen Strand entdeckt worden.