Er wolle in allen vier von ihm genannten Feldern "echte Fortschritte" sehen, erklärte der britische Premier. Das heikle Thema liegt beim Abendessen der Staats- und Regierungschefs auf dem Tisch. Es ist das erste Mal, dass in der Runde offen über Camerons Forderungen verhandelt wird. Eine Entscheidung steht indes noch nicht an, erst auf dem nächsten EU-Gipfel im Februar soll ein Abkommen getroffen werden. "Wir drängen nicht auf einen Deal heute Abend, aber wir drängen auf eine echte Dynamik, um eine Einigung zu erreichen", sagte Cameron.

Cameron will seine Landsleute spätestens 2017 über einen Verbleib in oder einen Ausstieg aus der EU ("Brexit") abstimmen lassen. Davor pocht er auf Änderungen der EU-Regeln in vier Feldern. Seine umstrittenste Forderung ist es, nach Großbritannien kommenden EU-Ausländern vier Jahre jegliche staatliche Unterstützung zu verwehren, um so die Einwanderung zu begrenzen. Nur wenn seine Forderungen erfüllt werden, will Cameron für den Verbleib des Königreichs in der EU kämpfen. Da die Briten in der Frage gespalten sind, scheint ein Ausstieg zur Zeit als mögliches Szenario.

Dessen ungeachtet sieht EU-Ratspräsident Donald Tusk einige Reformforderungen Londons als unerfüllbar an. Der gute Wille der Mitgliedsstaaten ändere nichts daran, dass "einige Teile der britischen Vorschläge inakzeptabel erscheinen", sagte er vor den Gipfelauftakt. Wenn es Cameron beim Abendessen aber gelinge, seine Kollegen für eine Suche nach Lösungen zu gewinnen, "haben wir eine echte Chance auf einen Deal im Februar".

In der Frage des Austrittsreferendums erwartet sich EU-Parlamentspräsident Martin Schulz eine "lebhafte Debatte". Jedoch müsse der britische Premierminister David Cameron der EU entgegenkommen, forderte Schulz vor dem Treffen der 28 Staats- und Regierungschefs. "Es gibt sicher eine Menge Punkte, wo wir noch viel Kraft und Intelligenz investieren müssen", sagte Schulz. Er habe den Eindruck, dass Großbritannien bei den Vorschlägen "schon begriffen hat, dass das ein Kompromiss sein muss", betonte der EU-Parlamentspräsident. Auch habe Cameron bereits zugesagt, dass er über die Forderungen diskutieren wolle.

Dem umstrittenen Verlangen Camerons, nach Großbritannien kommenden EU-Ausländern vier Jahre jegliche staatliche Unterstützung zu verwehren, um so die Einwanderung zu begrenzen, erteilte Schulz eine Absage. "Vier Jahre Wartezeit im Sozialsystem wird nicht gehen", sagte er.

Die deutsche Kanzlern Angela Merkel sieht eine Lösung mit Großbritannien "wenn wir alle aufeinander zugehen". Vor Beginn des EU-Gipfels am Donnerstag in Brüssel sagte Merkel, Deutschland sei dazu bereit. "Wir wünschen uns auch Großbritannien weiter in der EU".